Geburtsbericht von

Anne G.

*Hausgeburt *vaginale Geburt nach Kaiserschnitt (VBAC) *Geburt im Ausland (Dänemark)

Vorab: Positive Geburtsberichte zu lesen, waren meine „Gute Nachtgeschichten“, die mir insbesondere durch die Vorgeschichte mit dem Kaiserschnitt so viel positive Energie gegeben haben. Deswegen teile ich meine Geburtsreise auch sehr gerne mit euch!

Vorgeschichte: Mein erstes Kind kam per Kaiserschnitt – nach 20h Wehen wegen Geburtsstillstand (Beleghebamme im Krankenhaus). Wir hatten dieses Mal eine private Hebamme und zusätzlich die Hebamme vom Krankenhaus, da dies aufgrund des Kaiserschnitts Vorschrift war.

Vorbereitung in dieser Schwangerschaft: DFG ab der 20. SSW mit dem Versuch, täglich die Hypnosen zu hören (bin regelmäßig eingeschlafen) Himbeerblättertee, Dampfbäder, Dammmassage, lediglich 2 Ultraschalle, kein CTG, nur Abhören mit dem Dobler durch die Hebamme bei den Vorsorgen.

Am Tag vor der Geburt hatte ich meinen Tiefpunkt. Ich war über Termin (ET +8), hatte keine Lust mehr auf Hypnosen und unterschwellig war da vielleicht die Angst, dass es zu einer Einleitung kommen müsste oder im schlimmsten Fall wieder ein Kaiserschnitt. Nach einem guten Kaffee und einer Runde am Meer sitzen und den Wellen zu sehen, hatte ich mich wieder gefangen. „It is always darkest before dawn“ schwirrte mir im Kopf herum und so sollte es kommen. Am nächsten Morgen bin ich gegen 8 Uhr mit einem grummeligen Magen aufgewacht – ich schob es auf das Essen vom Vorabend. Es fühlte sich an, als würde ich meine Periode bekommen. Habe meinen Mann und unseren Sohn (2,5 J.) nach oben geschickt und die Meditation „Geburtsbeginn mental fördern“ (Dauerschleife seit Tagen) gehört, als ich merkte, dass meine Unterhose nass war. Schnell ins Bad und aufs Klo und ja, tatsächlich, das war Fruchtwasser! Ich saß dann da eine Weile und hab noch abgewartet, um auch wirklich sicher zu gehen. Als mein Mann fragte, warum ich denn nicht zum Frühstück komme, meinte ich „Wir bekommen heute ein Baby!“

Kurz darauf ging der Schleimpfropf ab! Meine Vorfreude war riesig und wir haben noch Fotos mit unserem Sohn auf meinem Arm bzw. Bauch sitzend gemacht und dann hab ich mich wieder mit den Kopfhörern und der Geburtshypnose ins Bett gelegt. Gegen 10 Uhr kamen die ersten Wellen. Ich bin ständig zwischen Bad und Zimmer hin und her, da immer wieder Fruchtwasser und Teile vom Schleimpfropf ab sind. Hab mich auf dem Klo super wohl gefühlt und den Rest der Zeit hab ich auf der Yogamatte und im halben Vierfüßler auf dem Gymnastikball verbracht. Liegen ging gar nicht. Die Atmung war mein stärkster Anker und hat mich alles ganz entspannt nehmen lassen. In der Schwangerschaft konnte ich nie so lange tief und lang in den Bauch atmen und erst im Yogakurs zeigte uns die Lehrerin die „Zungenröllchen-Atmung“ und das war der Game-Changer! Ich war in meinem Flow, aber trotzdem voll da, sodass ich in den Wellenpausen sogar meinem Sohn mal die Nase putzen konnte, als er rein kam. Entgegen meinen Erwartungen wollte ich nicht im abgedunkelten Zimmer sitzen, sondern habe mich auf den warmen Fußboden in die Sonne gesetzt und zwar mit dicken Wollsocken und teilweise sogar mit Wärmflasche. Ein Spruch meiner ersten Hebamme kam mir in den Sinn: „Mit kalten Füßen bekommt man keine Kinder!“

Als unser Sohn Mittagsschlaf machte, baute mein Mann den Pool auf und hat dann auch mal die Wehen wirklich getrackt, um mein Bauchgefühl zu bestätigen– alle 3-5 Minuten für 40-50 Sekunden. Ich fühlte mich so gut, war immer noch voller Freude (vor allem, dass die Atmung so gut funktionierte) und es war aber alles für mich noch so, als würde ich Regelschmerzen „veratmen“. Die Wellen waren vllt. kniehoch. An meinem Kraftort war ich nur ganz selten und sicher auch nicht in Trance, aber dennoch sehr konzentriert. Ich fühlte mich stark, bereit und war in Gedanken so viel bei meinem Baby. Einmal kam mein Sohn rein und wollte zu mir auf den Arm, als gerade ein Welle kam und da merkte ich, dass ich voll bei mir sein muss, sonst schmerzt es.

Es gab nur einen kurzen Moment der Unsicherheit, als ein Teil des Schleimpfropfs abging und die Farbe etwas undefinierbar war. Kurzes Abklären mit der Hebamme brachte aber Entwarnung – das ist kein grünes Fruchtwasser. Kurz nach 14 Uhr bat ich dann meinen Mann, doch mal der Hebamme Bescheid zu geben, weil ich ein, zwei Wellen hatte, die doch intensiver (aber nicht schmerzhaft) waren und vorsichtshalber mal das Wasser in den Pool zu lassen. Natürlich hatte unser Sohn absolut kein Verständnis, dass der Pool nicht für ihn zum Schwimmen gedacht war :D.

Meine Hebamme kam und um 14:45 Uhr zog ich meine Uhr aus, um in den Pool zu steigen, die Kopfhörer immer noch auf den Ohren. WOW! Was für eine Wohltat es war, das warme Wasser zu spüren! Ausgehend von der ersten Geburt dachte ich mir, so kann ich die nächsten Stunden noch vor mich hin wabern, bis der Kleine kommt. Weit gefehlt! Während meine Hebamme also noch so am Auspacken war und ich die erste Welle im Geburtspool spürte, war mir klar, dass alles anders war. Ich war auf Autopilot. Als ob das Wasser alles drum herum geschluckt hätte. Ich habe wage mitbekommen, dass die Hebamme meinte, sie untersucht mich jetzt einmal. Das war die erste vaginale Untersuchung in der ganzen Schwangerschaft! Aber so wirklich erfolgreich war es nicht, denn die Abstände zwischen den Wellen waren zu kurz. Sie hat dann anhand der „Purple Line“ (zwischen den Pobacken erscheint eine lilafarbene Linie) geschaut, wie weit mein Muttermund schon offen ist und meinte nur so was wie „das sieht richtig gut aus!“ Sie hat mich zwei, drei Wellen lang beobachtet und ich meinte dann zu ihr „Ich hab das Gefühl, ich muss pressen, kann das sein?!“ Sie hat noch mal nach der „Purple Line“ geschaut und meinte „Ja, wenn du pressen musst, dann press!“ Kurz darauf ist sie nach draußen, um der 2. Hebamme Bescheid zu geben, dass sie sich beeilen sollte, wenn sie dabei sein möchte, wenn das Baby kommt. Ich war so voller Energie! Bei der letzten Geburt hatte ich nach 16 Stunden ab Beginn der ersten Wellen gerade mal 5 cm erreicht und jetzt sollte das Baby gleich da sein!?

Bis zu dem Moment, als ich in den Pool bin, habe ich lediglich etwas lauter geatmet, wenn eine Welle kam, aber ab dann musste ich tönen und zum Schluss wohl auch ziemlich laut. Es hat mir super viel Kraft gegeben und ich habe wirklich diese weibliche Urkraft in mir gespürt. Als mir klar war, dass ich in der Austrittsphase bin, hab ich meinem Mann gesagt, er soll die Meditation für die Austrittsphase einschalten und das war die beste Unterstützung! Die zwei, drei wenigen verbalen Austausche mit der Hebamme waren kein Problem für mich, aber ich musste eher ins Denken, da es auf Englisch war und sobald eine Welle kam, bin ich wieder abgetaucht (ohne mich runter zu zählen, dafür war keine Zeit), es hat einfach so geklappt. In den Wellenpausen Kristins Stimme auf Deutsch zu hören, hat unglaublich gut getan und ich habe teilweise einfach nachgesprochen, was sie gesagt hat.

Im Vergleich zur ersten Geburt war ich so sehr bei mir, im Inneren, bei meinem Kind, hab auf meinen Körper vertraut und nicht auf das Personal oder auf das, was um mich passiert. Es war wirklich einfach nur ein starker Druck, kraftvoll und intensiv, aber nicht, was ich als Schmerz bezeichnen würde. Im Pool saß ich in der Hocke und hab instinktiv meine Beine fest aneinander gedrückt, so dass im Becken mehr Platz entsteht. Meine Hände hatte ich fest um meine Knöchel geklammert. Ich habe immer mal wieder nach dem Köpfchen gefühlt und es war ein wahnsinniges Gefühl zu wissen, da kommt gleich das Kind! Ich habe gespürt, wie der Kopf immer weiter nach unten gerutscht ist und das brennende Gefühl (den „Ring of Fire“) in der letzten Phase. Die ganze Austrittsphase waren vielleicht 8 Presswellen und mit der letzten Welle war der Kopf geboren und gleich darauf kam der ganze Körper raus. Ich hatte die Augen zu und hab vor mich ins Wasser gegriffen und diesen kleinen weichen Körper hoch genommen, mich hingesetzt und sofort mit liebster Stimme auf den Kleinen eingeredet.

Oh hallo, du kleiner Mensch und hallo ihr Glückshormone! Ich hatte es geschafft, ohne Schmerzmittel, ohne PDA, ohne Kaiserschnitt. Mein Kind war da! Genauso, wie ich es in meiner Wunschvorstellung immer manifestiert hatte! Unglaublich! Es war 15:49 Uhr! Eine Stunde, nachdem ich in den Pool bin!

Als ich den Kleinen dann auf dem Arm hatte, fragte ich, ob mir nun mal jemand die Kopfhörer abnehmen könnte!

Das Wunderbare an der Hausgeburt war, dass sie friedlich und selbstbestimmt war und mein Mann und mein Sohn direkt dabei waren, als er geboren wurde. Unser Großer konnte seinem kleinen Bruder in der ersten Minute die Hand entgegen strecken und wollte ihm direkt etwas vorlesen. Er war während der ganzen Geburt dabei, aber so, wie er wollte. Er freute sich, dass er einen Zeichentrick sehen durfte, als es ihm mit den Hebammen zu wuselig wurde, wollte aber immer mal wieder sehen, wie es Mama geht und fand es alles ganz spannend. Wir haben uns dies auch ganz offen gehalten, natürlich mit Plan B für die Betreuung. Kinder in dem Alter werten nicht und für ihn ist es ganz normal, dass und wie sein kleiner Bruder zu uns in die Familie kam.

Die Plazenta wurde auch im Wasser geboren und anschließend ist mein Mann mit beiden Kindern und der Schüssel, in der die Plazenta lag, voraus ins Schlafzimmer. Die beiden Hebammen und ich dann hinterher. Leider hatte ich ziemlich viel Blut verloren und es war schnell klar, dass ich doch noch ins Krankenhaus muss. Ein Stück der Plazenta hatte sich nicht gelöst und musste operativ entfernt werden. Aber das war für mich alles nebensächlich. Als ich später so im OP lag, hatte ich Zeit, alles Revue passieren zu lassen: ICH hatte ein gesundes Kind zur Welt gebracht! Und ich konnte Frieden schließen mit der Kaiserschnitt-Erfahrung. Rückblickend würde ich sagen, beim ersten Mal war ich zur Entbindung im Krankenhaus und beim zweiten Mal habe ich mein Kind zuhause selbstbestimmt zur Welt gebracht. Wäre ich froh gewesen, jemand hätte mir schon in der 1. SS von DFG erzählt?! Auf jeden Fall! Aber jede Geburt ist eben anders und ich bin unendlich dankbar, zumindest für diese und ggf. weitere Geburtsreisen zu wissen, dass die mentale Vorbereitung so viel ausmacht, wie wunderbar dieses Erlebnis sein kann! DANKE

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