A.s Geburtsbericht – eine verlegte Hausgeburt

Liebe Kristin,

schon seit der 20. Schwangerschaftswoche bereite ich mich mit den Hypnosen deines Kurses vor. Außerdem planen wir eine Hausgeburt zusammen mit den Hebammen eines Geburtshauses. Ich fühle mich die gesamte Schwangerschaft vollkommen wohl und entspannt.

16.05.22 – Montag

In der Nacht zu Dienstag kommen die ersten Kontraktionen. Noch sehr unregelmäßig und gut aushaltbar. Dennoch habe ich im Gefühl, dass es morgen richtig los gehen wird. Der Schleimpropf löst sich langsam.

17.05.22 – Dienstag
Ich kuschele am Morgen nochmal ausgiebig mit meinem großen Sohn E. und gebe meiner Hausgeburtshebamme I. Bescheid, dass es wahrscheinlich heute los geht, die Kontraktionen aber im Moment wieder schwächer geworden sind. Da ich heute sowieso einen Termin zur Akupunktur bei meiner Nachsorgehebamme J. habe, schlägt I. vor, dass dort schon mal nach dem Muttermund getastet und CTG geschrieben wird. Sie denkt aber auch, dass die Wellen am Abend wieder stärker werden. Mein Mann bringt E. in den Kindergarten. Ich ziehe mich ins dunkle Schlafzimmer zurück, versuche, in weiser Voraussicht noch etwas zu schlafen. Es wird eher ein Ruhen und ich höre ab und zu schon die Hypnose „Geburtsbeginn mental fördern“. Am späten Vormittag gehen mein Mann und ich noch eine Runde in der Stadt spazieren. Zwischendurch bleibe ich schon bei ein paar Wellen stehen und atme tief, aber eher nur, weil es mir gut tut und ich so entspannt bleiben kann. Meinen Eltern geben wir Bescheid, dass E. heute bei ihnen schlafen wird. Um halb eins ist der Termin zur Akupunktur. Die Kontraktionen sind nun kaum noch zu spüren und auf dem CTG auch nicht sichtbar. Zwei aus unserer Schwangerengruppe sind auch schon im Krankenhaus und wir scherzen, dass es vielleicht drei Babys an diesem Tag geben könnte. J. untersucht mich anschließend – der Muttermund ist ca. einen Finger breit durchlässig und sehr weich. Den ganzen Tag über geht weiter der Schleimpropf ab, das kenne ich von der ersten Geburt nicht. „Wenn du ein/zwei stärkere Wehen hast, ist das Baby da“, vermutet meine Hebamme noch und sollte damit auch Recht behalten. Genau wie bei E. damals, als sie gesagt hat, er wird ein Sonntagskind. Ich laufe von der Praxis aus nach Hause und lege mich danach auf die Couch. In der Zwischenzeit hat mein Mann schon die Stube ausgeräumt, das Malervlies auf den Boden und Decken auf das Sofa ausgelegt. Er holt E. aus dem Kindergarten ab und wir kuscheln nochmal ausgiebig – das letzte Mal als Einzelkind. Wo ist nur die Zeit hin? Eben war er doch noch mein kleines Baby. Danach geht’s ab zur Oma und mein Mann und ich können uns jetzt voll und ganz auf die Geburt einstellen. Der Nachmittag plätschert so dahin. Ab 19 Uhr werden die Wehen wieder stärker und regelmäßiger. Ich ziehe mich wieder ins dunkle Schlafzimmer zurück und muss nun auch jede Welle veratmen. Ich höre meine Hypnosen und bin total entspannt. In meiner vertrauten Umgebung kann ich jede Welle willkommen heißen und freue mich, dass jede mich meinem Baby ein Stück näher bringt. Gegen halb zehn telefoniere ich mit I., da die Abstände nun so ca. 3-4 Minuten betragen. Ich soll sie wieder anrufen, wenn ich sie dann brauche. Im Moment komme ich noch gut allein zurecht. Ich sage aber meinem Mann, dass ich nun gern in den Pool möchte und er bereitet alles vor. Um zehn steige ich in das warme Wasser und merke, wie ich gleich noch mehr entspanne. Essen und Trinken stehen in greifbarer Nähe, das Licht ist gedimmt und es ist einfach herrlich, im eigenen Wohnzimmer im Pool zu liegen und zu entspannen. Ich wechsle zur Geburtshypnose und die Wellenatmung tut bei jeder Kontraktion einfach nur gut. Die Wehen werden deutlich stärker, aber nicht schmerzhaft. Ich kann gut in Hypnose bleiben. Als mentalen Kraftort habe ich mir den Bodensee ausgewählt. Unter der Wasseroberfläche ist mein Baby und ich bin immer tiefer zu ihm getaucht – bis in die Gebärmutter. Oder ich schwimme ganz entspannt im See oder liege auf der Plattform. Am Ufer wartet meine Familie auf mich. Während der Geburt visualisiere ich auch immer mal wieder den Kraftort. Die meiste Zeit schwebe ich aber einfach irgendwo und bin voll und ganz bei mir und Kristins Stimme in meinem Ohr. Ich wäre wahrscheinlich noch länger allein geblieben, aber mein Mann wird langsam ein bisschen unruhig und so rufe ich gegen um elf I. an. Kurz vor zwölf ist sie da und richtet sich erstmal häuslich ein.

18.02.2022 – Mittwoch
Sie untersucht mich- Muttermund bei 6cm. Sehr schön, dann war die ganze „Arbeit“ bis jetzt nicht umsonst. Herztöne des Babys sind super und I. scherzt, dass das Kind ja total entspannt ist, obwohl es heute geboren wird. Auch, wie entspannt ich bin und wie toll ich das alles allein mache, findet sie super. Die zweite Hebamme, die gerade eine Umschulung zur außerklinischen Geburtshilfe macht, kommt wenig später ebenfalls an. Sie sagen auch J., der eigentlich zweiten Hausgeburtshebamme Bescheid, dass sie sich schon auf den Weg machen kann. Ich bekomme vom Drumherum nicht viel mit, weil ich komplett bei mir und meinem Baby bin. Vor jeder Untersuchung fragt die Hebamme, ob sie abhören darf und wartet jede Welle geduldig ab, bevor sie startet. Es ist eine komplett andere Atmosphäre als im Krankenhaus. Kein Dauer-CTG, kein Zugang und die vertrauten Geräusche und Gerüche meines Zuhauses. Nur leider sollte es nicht mehr lange so bleiben. Kurz vor um eins, während einer Welle, platzt die Fruchtblase ganz von allein. Was für ein Gefühl – bei E. wurde sie damals einfach ohne Vorankündigung von der Krankenhaushebamme geöffnet. Meine größte Befürchtung wird wahr – das Fruchtwasser ist grün (wie bei E. damals auch schon), ein Grund für die Verlegung ins Krankenhaus, da das Baby Vergiftungserscheinungen davon tragen könnte. Meine Hebamme bittet mich, aus der Wanne zu kommen, damit sie mich erstmal untersuchen kann. Sie setzt mich auf den Gebärhocker und schlagartig werden die Wellen stärker. Der Muttermund ist weiterhin bei 6-7cm. „Ich habe keine Wahl, ich muss dich verlegen. Wärst du schon weiter, könnten wir es hier noch versuchen. Aber wir wissen nicht, was für Kapazitäten dein Baby noch hat.“ Das hat gesessen – den Satz zu hören, tut weh. Aber ich versuche, ganz bei mir und meinem Kind zu bleiben, versuche, die Situation so anzunehmen, wie sie ist. Auch die andere Hebamme untersucht mich nochmal, mit dem gleichen Ergebnis. Die Herztöne des Babys sind aber weiterhin super. Die Hebammen ärgern sich selber, denn sonst läuft alles perfekt. Ich werde auf die Couch gelegt, alle sind ganz lieb und ruhig. Zeitgleich werden meine Wellen allerdings nochmal intensiver, so dass ich gar nicht mehr weiß, wo ich hin atmen soll und aus der Hypnose komme. Im Nachhinein gesehen, befand ich mich da wahrscheinlich schon in der Übergangsphase. In diesem Moment dachte ich aber, dass es einfach mehr nach unten drückt, weil ich aus dem Wasser raus bin. J., meine Zweithebamme kommt an und ist erstmal überrascht, dass es nun leider zur Verlegung kommt. I. ruft den Rettungsdienst. „Wir brauchen keinen Notarzt, Muttermund ist bei 6cm und die Frau ganz entspannt“, höre ich sie im Hintergrund sagen. So ganz entspannt bin ich allerdings nicht mehr, da die Wellen nun so kraftvoll sind, dass sie meine ganze Aufmerksamkeit fordern. J. schmiert meinen Bauch mit einem Öl ein, damit die Kontraktionen für die Fahrt weniger werden- ohne Erfolg, wie sich später herausstellen wird. Mein Mann packt die Kliniktasche fertig und ich bekomme mein Geburtskleid von E. und meinen Bademantel an. Ich habe immer noch Kristins Stimme im Ohr, kann mich aber nicht mehr drauf konzentrieren. Trotzdem bin ich ganz bei mir, blende den Trubel um mich herum aus und versuche, die Situation so anzunehmen, wie sie ist. Alles wird gut werden für mich und mein Baby. Der Rettungsdienst ist inzwischen gegen 01.20 Uhr angekommen. Der Weg nach unten und auf die Liege ist beschwerlich. Ich soll mich seitlich legen und bekomme nochmal Öl auf den Bauch, da auch meine Hebammen merken, wie stark die Wehen nun sind. Hätten wir an diesem Punkt nochmal untersucht, hätte ich sicherlich daheim bleiben können. I. erklärt dem Rettungsdienst noch, warum ich einen Kopfhörer trage und dann geht es los. Mein Mann darf nicht mit. Ich werde gefragt, wie sie das Licht im Krankenwagen einstellen sollen. Aber das ist mir so was von scheißegal, da es in dem Wagen so schaukelt, dass ich mit meinem Körpergefühl nicht mehr weiß, wohin, außer es rauszuschreien. Ich spüre, wie sich der Kopf des Babys durchs Becken schiebt und schreie den Rettungsdienst an, dass das Baby jetzt kommt. Er hebt mein Bein an und sagt:“Nein, es kommt noch nicht. Wir sind gleich in der Klinik“ und legt das Bein wieder ab. Den letzten Satz höre ich viel zu oft, während ich einfach gern meine Beine geöffnet hätte und meinem Körpergefühl nachgeben würde. Aber das geht nicht, weil ich festgeschnallt bin. „Von wegen, entspannte Frau und noch nicht so weit fortgeschrittene Geburt“, denkt sich der Rettungsdienst bestimmt. Zwischendurch bezweifele ich, dass es mein Mann noch rechtzeitig zur Geburt schafft. Er fährt mit 170 km/h dem Rettungsdienst hinterher, nachdem er sich Zuhause noch mit den Hebammen unterhalten hat. Diese räumen noch in Ruhe ihre Sachen ein. Wir kommen endlich in der Klinik an. Ich habe die Augen geschlossen, die Wehen kommen in so kurzen und heftigen Abständen, dass ich weiterhin laut tönen muss. Was man wahrscheinlich im ganzen Krankenhaus hört. So wie auch mein Mann, der unten am Eingang aufgehalten wurde, weil er nur eine medizinische und keine FFP2 Maske auf hatte. Ich bekomme nur mit, wie jemand im Hintergrund sagt: „Der Mann ist auch schon da.“ Einen Augenblick später kommt er auch schon an die Liege und nimmt meine Hand: „Ich bin da, Schatz, ich bin da.“ Dieser eine Satz bedeutet mir in diesem Moment so viel. Ich habe wirklich geglaubt, er schafft es nicht rechtzeitig und bin unendlich erleichtert. Ich wollte einfach nur, dass er bei uns ist und bin für seinen Rückhalt und Unterstützung einfach nur dankbar. Er hat meine Entscheidung für eine Hausgeburt akzeptiert und alles so wunderbar vorbereitet und im Hintergrund alles koordiniert. Wir fahren zusammen in den Kreissaal und zu unserer großen Überraschung erwartet uns dort dieselbe Hebamme wie bei Emil. Ich bekomme das am Anfang gar nicht mit. Ich muss von der Liege runter und die Hebamme fummelt mir noch den CTG-Gurt um. „Was will sie denn noch damit, das Baby kommt jeden Moment!“, denke ich mir noch, kann es aber nicht aussprechen. Ich schleppe mich ins Kreissaalbett, die Hebamme schaut und sagt: „Der Kopf guckt schon.“ „Hast du das gehört, Schatz, das Baby ist gleich da!“, fügt mein Mann noch hinzu. „Natürlich ist das Baby gleich da!“, denke ich mir wieder. „Jetzt hecheln und dann bei der nächsten Wehe mit pressen.“ Endlich pressen – zwei Wehen und keine 5 Minuten später um 01.53 Uhr kommt unser kleines Wunder A. auf die Welt. Der Rettungsdienst steht sogar noch im Raum und am liebsten würde ich sagen: „Ich habs dir doch gesagt, dass das Baby gleich kommt!“ Hätten wir zu Hause noch eine halbe Stunde gewartet, wäre er dort auf die Welt gekommen. Ich bin aber froh, dass nun alles so schnell ging. Befürchtete ich doch schon, dass ich im Krankenhaus noch lange „rumwehen“ muss. Mein Mann ruft wenig später I. an, die sogar noch bei uns Zuhause und auch ganz verwundert ist, dass der kleine Mann schon da ist. Die Hebamme schaut ihn sich kurz an, dann kommt er auf meine Brust und ich schluchze erleichtert. Dieses Gefühl ist so unbeschreiblich, der Moment so schnell vorbei. Der Rettungsdienst will gratulieren, aber das darf er laut Hebamme erst, wenn die Nachgeburt da ist. Ein wenig später drückt die Hebamme mir kurz auf den Bauch und auch die Plazenta wird geboren. Ich kuschel mit meinem Baby, während der Arzt mich näht. Ich habe nur zwei kleine Verletzungen. Das Nähen und auch die Nachwehen tun aber mehr weh, als nach der ersten Geburt. Mein Mann durchtrennt wieder die Nabelschnur. Sowohl die Hebamme als auch der Arzt sind dieses Mal sehr freundlich und beziehen uns bei jeder Entscheidung mit ein. Wir legen ein erstes Mal an und das Baby trinkt auch sofort gut. Der kleine Mann ist total entspannt, auch als die Hebamme ihn zum Wiegen (3460g) und Messen (52 cm groß, 35 cm Kopfumfang) holt. Kein Schrei, kein Jammern, er schaut ganz interessiert und schläft dann wieder ein. Die Hebamme fragt, ob wir auf ein Zimmer wollen. Wir verneinen, wir wollen wieder nach Hause. Mein Kreislauf ist auch stabil. Ich stehe auf und gehe duschen. Die Kinderärztin ist dagegen nicht sehr begeistert von der ambulanten Geburt, wegen dem grünen Fruchtwasser. Sie überredet uns zu einer Blutentnahme. Wir bereuen es dann auch schon wieder, denn wir müssen zwei Stunden auf das Ergebnis warten und hätten schon längst zu Hause sein können. Gegen neun dürfen wir dann endlich gehen – die Blutergebnisse von mir und dem Kleinen sind in Ordnung. Er verschläft die Heimfahrt. Zuhause herrscht noch Chaos. Mein Mann räumt auf, während ich mich mit dem Baby ins Bett kuschel und endlich wieder entspannen kann. Mein Mann gesellt sich irgendwann dazu und wir vereinbaren mit meinen Eltern, dass sie mit E. so gegen drei vorbei kommen. Der Kleine schläft und schläft. Ich muss ihn mit einem kalten Waschlappen dazu „überreden“, dass er nach acht Stunden mal wieder etwas trinkt. Am Nachmittag liegen wir auf der Couch, als meine Eltern mit dem großen Bruder kommen. Er begrüßt seinen kleinen Bruder mit mit den selben Worten, mit denen ich ihn vor 3 ½ Jahren auf der Welt willkommen geheißen habe: „Hallo, Baby!“ und ist seit dem verzaubert von diesem kleinen Wesen – so wie wir alle.

Nun liege ich hier- am Bodensee, an meinem mentalen Kraftort, mit meinem Baby neben mir, so wie ich es mir die ganze Schwangerschaft vorgestellt habe. „Wenn du im Urlaub bist, hast du alles geschafft und hältst dein Baby in den Armen“, war so eine wunderbare Vorstellung während der Hypnosen. Jetzt ist es unter der Wasseroberfläche leer, wenn ich mental an meinem Kraftort bin. Ich habe jetzt über 2 Monate – bis ich nun an real wieder an meinem Kraftort bin – gebraucht, um meinen Geburtsbericht aufzuschreiben und alles nochmal zu erleben. Es war nicht traumatisch und ich hatte eine schöne, schnelle, kraftvolle und schmerzarme Geburt, ein gesundes und entspanntes Baby, dennoch trauere ich meinem Traum der Hausgeburt noch nach.
Dank Kristins Methode war ich mental gut auf die Geburt und eine eventuelle Verlegung vorbereitet. Ich konnte in dem Moment gut damit umgehen. Andernfalls hätte ich wohl die Fahrt zum Krankenhaus als traumatisch empfinden können. Aber selbst, wenn ich das alles vorher gewusst hätte, hätte ich dennoch eine Hausgeburt geplant, weil die Zeit Zuhause einfach so wertvoll war.
Bei meiner ersten Geburt war ich auch positiv und selbstbestimmt, aber dieses Mal noch mehr bei mir selbst. Auch während der Schwangerschaft waren die Hypnosen eine tolle Auszeit und ein Weg, mit meinem Baby in Kontakt zu treten.
Liebe Kristin, vielen Dank für deine so wertvolle Arbeit! Alle Schwangeren sollten in einer so positiven Weise auf die Geburt vorbereitet werden.

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