Geburtsbericht von

Johanna

Geburtsbericht meines zweiten Kindes mit BEL
27. Oktober 2021
40 Schwangerschaftswoche + 6

Über Termin bekam ich einen Frauenarzttermin verordnet. Dort sollte geprüft werden, ob mit dem Baby alles in Ordnung ist, genug Fruchtwasser vorhanden und so weiter. Bei einer Ultraschalluntersuchung stellte die Frauenärztin fest, dass das kleine Wesen nicht, wie gedacht, bereits mit dem Kopf in meinem Becken sitzt, sondern wie ein Sternenkucker in Beckenendlage. „Okay. Wow., sagte ich überrascht, „Für meine Hebamme und mich saß das Kleine immer andersherum drin, haha.“ „Ich weiß nicht, wann es sich gedreht hat“, meinte meine Frauenärztin, doch jetzt sitzt es mit dem Po nach unten drin und das bedeutet für Sie, dass keine Hausgeburt mehr stattfinden kann.“
„Was für Möglichkeiten habe ich, wenn ich natürlich entbinden möchte?“, fragte ich. „Friedrichshafen entbindet Beckenendlage spontan, doch in Ihrem Fall müssen Sie sich auf jeden Fall dort vorstellen, da Sie schon weit über Termin sind.“ „Ok, dann werde ich das mal tun.“ Als ich mich verabschiedete, sagte sie zu mir: „Sind Sie froh, dass Sie sind, wie Sie sind. Andere Frauen wären durchaus nicht so entspannt geblieben. Alles Gute Ihnen.“

Auf dem Weg nach draußen rief ich bei meiner Hebamme L. an, um ihr die Lage zu berichten. „Hi, wir haben eine Beckenendlage. Somit eine Planänderung.“ Völlig überrascht reagierte L. und meinte “Bregenz entbindet auch BEL. Dort könntest du anrufen, und deine Situation schildern.“ Nachdem ich auch meinen Partner T. darüber in Kenntnis gesetzt hatte, dass unser Kind anderes vor hat mit uns, klingelte ich bei den zwei Kliniken durch und wurde von beiden noch am selben Tag gebeten, persönlich vorbei zu kommen. Der Bregenzer Arzt am Telefon meinte „am besten sofort“, Friedrichshafen: „bis spätestens 15:00 Uhr“, woraufhin T. und ich erstmal nach Bregenz fuhren. S. konnten wir glücklicherweise bei meiner Mutter zuhause lassen. Der Plan war 13:00 Uhr in Bregenz zu sein und noch vor 15:00 Uhr in Friedrichshafen. Das dieser Plan utopisch war, stellte sich sehr schnell in Bregenz heraus…

In Bregenz angekommen wurde erst einmal ein CTG (mein einziges während der gesamten Schwangerschaft) angelegt sowie nochmals geschallt… Die Lage wurde bestätigt und kontrolliert. Wir wurden über alle möglichen Eingriffe informiert und aufgeklärt: Äußere Wendung, Kaiserschnitt, Notkaiserschnitt und eine spontane Geburt in BEL. Nachdem wir alle Parteien abgeklappert hatten mit Arzt, Hebamme, Anästhesie, und so weiter – sind wir dann schließlich nach ganzen drei Stunden wieder von Bregenz mit einem Termin für den nächsten Tag zur äußeren Wendung nach Hause gefahren. Diesen Termin habe ich noch am selben Abend abgesagt. Wenn unser Kind in meinem Bauch sich entschieden hat, sich kurz vor knapp noch einmal um 180 Grad zu wenden, so wird es seine Gründe dafür haben. Allein bei der Vorstellung dieses Eingriffes wurde mir schlecht. Mit der Entscheidung, es zu lassen, fühlte ich mich in mir bestätigt und richtig.

28. Oktober 2021, etwas nach 1 Uhr in der Früh
T. und ich schliefen im Bett. Ich wachte auf und merkte dieses Mal, dass es keine Übungswellen mehr sind, sondern die Startwellen für die Geburt. Ich holte mir schnell mein Handy zur Hand, um den zeitlichen Abstand zu messen, und legte mich wieder ins Bett. Sieben bis acht Minuten Abstand.
Nach vier, fünf Wellen weckte ich T. und sagte ihm, dass es los geht. Wir lagen weiterhin im Bett, dumpfes Licht. Ich hatte im regelmäßigen,
gleichbleibendem Abstand Wellen. Schließlich sagte ich ihm, er soll anfangen, die Abstände zu beobachten, damit ich in Hypnose gehen kann.
Kurz bevor ich in Hypnose ging, rief ich L., meine Hebamme an, um ihr bescheid zu geben. Wir verblieben, dass wir uns wieder melden, wenn der Abstand kleiner wird. Wir gingen ins Wohnzimmer, ich setzte mich aufs Sofa und hatte mein kleines Kissen aus dem Schlafzimmer mit. In Hypnose hab ich total mein Zeitgefühl verloren. Irgendwann habe ich leise vernommen, dass T. mit L. telefoniert hat, und sie gebeten hat zu kommen. Der Abstand wird kleiner geworden sein. Es sind zwei Stunden vergangen, als L. eintraf. Ein leises Türöffnen – ich war weiterhin in Hypnose. Ich merkte langsam, dass die Wellen stärker und der Abstand kleiner wurde. Doch ein wirkliches Gefühl für Zeit war nicht da.

Irgendwann fragte L. mich, wie ich mich fühle, ob die Wellen stärker werden, da ich sehr ruhig bin und es von außen nicht erkennbar ist. Die
Wellen haben sich einmal gesteigert in ihrer Intensität, sagte ich. Wie ist der Abstand? Sie: drei bis vier Minuten. Sollen wir los fahren? Ich:
ja, lass uns gehen. T. hat im Hintergrund alles gemanagt – S. versorgt, mit meiner Mutter telefoniert – mich angezogen, mich hinausgeführt. Ich sagte zu T., bitte nimm ein Handtuch mit, da ich es nass in meinem Schritt merkte. L. hat mich die Treppe hinunter gehalten. Auf dem Weg zum Auto überkam mich eine weitere Welle. Mit meinem kleinen Kissen unter den Knien, welches ich seit Wellenbeginn nicht mehr von mir ließ, setzte ich mich auf den Boden und verweilte dort die Dauer. Dann stiegen wir ins Auto und fuhren los Richtung Bregenz.

Die Autofahrt über war es kein Problem für mich, weiterhin in Hypnose zu sein. Ich sagte T. in leisen „Jetzt“ an, wann eine neue Welle begann. Der Abstand verkürzte sich auf zwei Minuten. L. fuhr mit ihrem Auto hinter uns her. In Bregenz angekommen liefen wir ins Krankenhaus. T.s Bericht zufolge hatte ich mehrere Wellen, bis wir schließlich im Krankenhauseingang waren. Jede Welle bedeutete Kissen auf den Boden, ich darauf kniend, atmen, Wellenende. Der Empfang war glücklicherweise kein Problem, ich durfte ohne Maske, ohne große Anmeldung und Schreibkram (da wir ja auch am Vortag bereits alles erledigt hatten, passenderweise) mit T. und L. passieren. Mein Kissen war ein wichtiger Begleiter und es war mir wichtig, dass ich es immer in meiner Hand hatte – quasi ein Stück Zuhause. Im Kreißsaal angekommen ging alles sehr schnell. Ich merkte, wie die Wellen sich änderten und ich immer mehr das Verlangen bekam zu pressen.

Ich glaube, der erste Kontakt mit der Hebamme im Kreißsaal war ein wenig verwirrend, da ich, weiterhin in Hypnose, nicht wirklich auf ihre
Begrüßung reagierte. Doch die Situation hat sich zum Glück relativ schnell aufgelöst. Einerseits hat sie meine Kopfhörer gesehen und
andererseits hat T. sie darauf hingewiesen, dass ich in Hypnose bin. Die Presswellen wurden immer stärker und laut T.s Bericht wurde die
Kreißsaalhebamme immer nervöser, da der Arzt noch nicht hinzugekommen war. Sie meinte zu mir, ich solle noch nicht pressen, doch bei der nächsten Welle habe ich zu L., die neben mir stand und meine Hand hielt, gesagt, ich kann nicht damit aufhören.
Ihr „Alles gut, mach einfach weiter damit“, war sehr beruhigend und ließ mich einfach mit allem fortfahren. Auf der Liege nahm ich wieder meine leicht erhöhte Sitzposition ein, die sich dann im Laute der Presswellen zum Vierfüßlerstand änderte. Mit den Presswellen begann ich zu tönen, das in ein Selbstlaut-singen übergegangen ist. Immernoch mit der Hypnose im Ohr, mittlerweile ging es mir nur noch um die Melodie, da ich durch mein eigenes Tönen die Worte nicht mehr verstehen konnte. Doch gerade das war noch wichtig für mich. Ich wurde mit jeder Presswelle lauter – der Popo kam, eine weitere Welle, die Füße kamen nach, eine weitere Welle, wobei ich T. in den Arm biss (der Arme!), der Oberkörper kam. Der Arzt sagte, er möchte gerne einen Dammschnitt machen. Woraufhin L. vorsichtig fragte, ob wir nicht noch etwas abwarten können, ob dieser notwenig ist?

Laut L.s Bericht schaute der Arzt etwas verwirrt drein, wahrscheinlich weil seine Anweisung in Frage gestellt wurde, und wartete dann aber doch ab. Ein Dammschnitt wurde überflüssig. Es entstand ein kleiner, natürlicher Riss. Um beim Köpfchen mitzuhelfen, ging der Arzt mit seinen Fingern ein wenig in meine Scheidenöffnung, am Babyoberkörper vorbei, was mein Körper zu einer Rückwärtsbewegung bewegte. Es wurde unangenehm. Doch bevor ich diesen Gedanken ausreifen lassen konnte, kam eine weitere Presswelle und mit ihr das Köpfchen.

Das Baby wurde mir zwischen den Beinen hindurch zugeschoben. Ich fragte noch, was ist es – doch der Arzt meinte, das kann ich nun selbst nachsehen. Ich nahm sie und legte mich mit ihr auf die Liege. Es ist ein Mädchen, unsere kleine Tochter – E. L. Mit großen, wachen Augen schaute sie mich an und begann sofort mit der Suche nach meiner Brustwarze. Sie hob bereits ihr Köpfchen und strampelte mit ihren
Füßchen. Den Weg zur Brust hinauf helfend, legte ich sie an. Es war und ist so ein wunderschönes Gefühl, wenn ein Baby gleich beginnt, nach Nahrung zu suchen und deine Brust sie ihm geben kann.

Der Arzt sagte zur Hebamme, sie solle doch eine kleine Menge Wehenmittel verabreichen, damit die Plazenta gut nachkomme. Da sagte L. gleich reagierend vorsichtig „können wir nicht noch ein wenig warten? Das kleine Baby ist gerade erst geboren. Lassen wir dem Mutterkuchen doch noch ein wenig Zeit.“ Gefühlt keine fünf Minuten später überkam mich eine Nachwelle und mit ihr wurde der Mutterkuchen geboren. Die Nabelschnur durfte auspulsieren, dann wurde sie abgeklemmt und T. schnitt sie erleichtert und glücklich durch.

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