Geburtsbericht von

Laura

Hausgeburtsbericht
November 2020

Geburtsbericht
A. – *27.11.2020 – 12:59 Uhr
SW 38+2, erste Geburt

Eine friedliche Wassergeburt zu Hause

Auf die Geburt unserer Tochter hatte ich mich intensiv vorbereitet. Mein Plan war, die Geburt unter Hypnose zu erleben. So hatte ich mich letztlich trotz großer Bedenken zu Beginn meiner Schwangerschaft für eine Hausgeburt entschieden. Bei uns zu Hause fühlte ich mich einfach sicherer als in einem Krankenhaus, in dem unsere Hebamme und eventuell sogar mein Partner mich aufgrund bestehender Corona-Richtlinien nicht hätten begleiten dürfen.

Am Vortag der Geburt akupunktierte mich unsere Hebamme T. Das 1. Mal wurde nun auch der kleine Zeh gesteckt. Mein Bauch hatte sich noch nicht gesenkt, und überhaupt war ich noch so gar nicht bereit. Es gab weder den gewünschten Gipsabdruck von meinem Bauch, noch hatten wir die Kliniktasche für eine eventuelle Verlegung ins Krankenhaus gepackt. Auf meine noch nicht erledigten ToDo’s wollte unsere Tochter jedoch keine Rücksicht nehmen.

Gegen 3:30 Uhr machten sich die ersten Wellen bemerkbar. Sie fühlten sich an wie starke Regelschmerzen. „Das sind bestimmt Übungswellen“, dachte ich, machte mir eine Wärmflasche, setzte mir Kopfhörer auf, über die ich meine Hypnose hörte und legte mich auf unsere Couch, wo ich in den Wochen zuvor so häufig die Selbsthypnose, die Bauchatmung und die Visualisierung meiner Traumgeburt geübt hatte. So wehte ich circa drei Stunden still und leise vor mich hin. Gegen 7 Uhr schrieb M. (mein Partner) meiner Hebamme T. eine SMS. Ich zog vom Sofa ins Schlafzimmer um. Die Wellen kamen inzwischen im 7-Minuten-Takt und dauerten rund 30 Sekunden. In den Pausen versuchte ich mich möglichst tief zu entspannen. Dies gelang mir – hinter Schlafbrille und Noise-Cancelling-Kopfhörern verschanzt – auch ganz gut. Gegen 11 Uhr kam T. In der Zwischenzeit hatte M. die Kliniktasche gepackt und eine Kürbissuppe angesetzt. Auf leisen Sohlen setzte sich T. zu mir ans Bett und meinte: „Laura, das ist jetzt Geburt.“

Wir gingen davon aus, dass die Eröffnungsphase noch einige Zeit dauern würde. Deswegen wollte T. eigentlich wieder fahren und wir sollten sie wie vereinbart anrufen, wenn die Wellen alle 5 Minuten kämen und 60 Sekunden dauerten. Wir entschieden zusammen, doch noch meinen Muttermund zu tasten. Mit einer Hand in mir drin, sagte sie: „Ich bleibe da.“ Wir schauten uns alle drei mit großen Augen vielsagend an. Ich wollte nicht wissen, wie weit der Muttermund geöffnet war. Wie ich später erfuhr, war er zu dem Zeitpunkt bereits sieben Zentimeter offen.

Dann ging alles recht schnell: Beim nächsten Toilettengang platzte meine Fruchtblase mit einem ziemlichen Knall. Die Herztöne der Kleinen waren in Ordnung. Zurück im Bett ging ich wieder auf Tauchstation. Die Wellen kamen nun in kürzeren Abständen und wurden heftiger. T. instruierte M., die Kürbissuppe vom Feuer zu nehmen, aus Sorge der Geruch könne mich stören. Wenig später hörte ich M. duschen. Ich hatte die Kopfhörer abgenommen, weil T. die Herztöne unseres kleinen Bauchmenschen horchte. Plötzlich überraschte mich eine ziemlich heftige Welle. Meine Beine zitterten „Es kann sein, dass Du nun einen Pressdrang verspürst“, meinte T. „Gib dem ruhig nach.“ Ich schaute T. ungläubig an. Tränen schossen mir in die Augen. Es war nun also wirklich schon so weit.

Wir beschlossen einen Umzug ins Wasser. M. ließ die Badewanne ein und ich instruierte ihn, schnell eine spezielle Hypnose für die Austreibungsphase auf sein Handy zu laden. Wenige Augenblicke später saß ich auch schon in der Wanne. Das warme Wasser tat gut.

M. hielt meine Hand. T. horchte die Herztöne. Über einen Lautsprecher hörten wir die Stimme von Kristin, die mich mit klaren, eindrücklichen Worten motivierte, voll konzentriert zu bleiben, den Anweisungen des geburtsbegleitenden Personals zu folgen und nur während der Welle zu pressen. In den Pausen sollte ich ganz loslassen und entspannen. Die Situation hatte etwas Skurriles. In der Eröffnungsphase war ich ganz in mich gekehrt, hier in der Badewanne waren M., T. und Kristin als mein „Geburtsteam“ viel präsenter an meiner Seite, wie beim Endspurt eines Marathons.

Kurz vor der nächsten Welle wechselte ich in den Vierfüßler. Ich fühlte den Kopf des Babys zwischen meinen Beinen. Dann ließ ich mich rücklings in die Wanne gleiten. Der Kopf hatte sich in der Wellenpause wieder zurückgezogen. Auf dieses Vor und Zurück war ich vorbereitet. Ich sammelte meine ganze Kraft, gab M. einen Kuss und stützte einen Fuß in T.s Hand ab. Mit der nächsten Welle schob ich den gesamten Kopf des Babys heraus. Kurz überkam mich die Angst vor einem Dammriss. M. hatte Kaffee zum Dammschutz bereitgestellt, aber daran war jetzt nicht zu denken. T. rief lauter als gewohnt, um die Stimme aus dem Lautsprecher zu übertönen: „Trau Dich schieben, schieb sie ganz raus!“ Und ich tat, was sie sagte.

Da war sie. Nach einem ersten kurzen Schrei und einem Blick auf die Uhr – es war eine Minute vor eins – legte T. sie mir gleich an die Brust. Ganz weiß und wunderschön, am ganzen Körper voller Käseschmiere. Sie schaute mich mit ihren großen Augen an. Und sie trank und schaute.

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