Geburtsbericht von

Lydia

Liebe Kristin, (…) 

Ich wollte dir gern von der Geburt unserer Tochter R. berichten. (…) 

Die Geburt war für mich ein wunderbares und kraftvolles und abenteuerliches Erlebnis. Ich schreibe dir einfach mal detailliert auf, wie ich das Ganze erlebt habe.  

Es ging in der Nacht von Samstag auf Sonntag mit leichten Kontraktionen los. Ich konnte noch etwas Schlaf finden. Ich hatte keine Angst oder Sorgen. Ich war sehr gespannt auf das, was mich erwartete. Ich dachte: „Vielleicht ist das meine letzte Nacht „allein”.” 

Am nächsten Morgen ging es mit leichten Wellen weiter. Ich war ganz ruhig und entspannt. Mittags löste sich der Schleimverschluss, so dass ich wusste: Jetzt geht es los. Ich habe mich durch die Wellen hindurch geatmet. Mithilfe der Visualisierung und der Bauchatmung klappte das wunderbar. Ich hatte Bewegungsdrang und wir machten noch einen kleinen Spaziergang in der Sonne.  

Als wir zurückkamen, setzte ich mich ins Wohnzimmer auf meine Yogamatte – dort, wo ich auch immer die Meditationen geübt hatte. So atmete ich mich weiter bis zum Abend, alles war ruhig und entspannt. Abends hatte ich noch Lust auf Grießbrei, den es dann noch zur Stärkung gab. Die Nacht draußen war sehr stürmisch – Sturmtief Sabine und Vollmond. Gegen 22 Uhr stiegen wir ins Auto und fuhren ins Urban-Krankenhaus. Wir hatten Glück: Der Kreißsaal war fast leer. Auf dem Parkplatz hatten wir noch vereinbart: Wenn sie uns nach Hause schicken – “lassen wir uns drauf ein”.  

Die Hebamme war mit deiner Methode vertraut, wir mussten nichts weiter erklären. Ich wollte wissen, wie weit der Muttermund geöffnet war – 1 cm. Langsam fingen die Wellen an, stärker zu werden. Es wurde noch ein Ultraschall gemacht. Die Ärztin riet uns, in Bewegung zu gehen: „Die Wehen müssen produktiver werden. Sie werden den Unterschied bemerken.” Ich hatte kurz gehofft, das wären schon die „richtigen” Wellen 🙂 Draußen stürmte und regnete es, es war mitten in der Nacht. Also entschieden wir uns, wieder nach Hause zu fahren.  

Ab Austritt aus dem Kreißsaal ging es richtig los: Die Wellen wurden stärker, ich musste mich immer wieder abstützen. Komischerweise war für uns völlig klar, dass wir den Weg nach Hause begehen würden, um uns dort „erstmal noch zu entspannen”. Die kurze 5-minütige Autofahrt war eine Herausforderung. Ich rief die Geh-Meditation ab – das hat ungemein geholfen. Immer wieder ging ich in die Bauchatmung und in meine Gebärmutter.  

Zuhause angekommen, gelangte ich ins Schlafzimmer, ging auf die Knie in den Vierfüßlerstand, das Gesicht in die Bettwäsche vergraben. Ich tauchte tief, tief in meinen Körper ab. Ich nahm eine starke Verbindung mit meiner Tochter auf. Die Wellen schüttelten mich von oben bis unten durch. Die Bauchatmung war zu diesem Zeitpunkt nicht mehr möglich, auch die Visualisierung verlor ich. Was ich stattdessen vor meinem inneren Auge sah: Einen riesigen, roten Regenwurm (= dicke, rote Ringmuskeln), der etwas Großes verschluckte oder verdaute. Ich hatte keinen Einfluss mehr auf meine inneren Bilder 😀 Dieses Bild hat mir auch sehr geholfen, weil es so plastisch war. Dann ging meine Fruchtblase auf. Das fühlte sich sehr erleichternd an. Ab jetzt konnte ich die Wellen besser „surfen” – es war weniger intensiv. Langsam gingen die Wellen in einen Pressdrang über. Intuitiv sagte ich meinem Partner nichts davon.  

Stattdessen verlangte ich, „von der Feuerwehr” abgeholt zu werden. Ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, eigenständig noch eine Autofahrt zu überstehen. Mein Partner überredete mich, es erstmal noch so zu versuchen – Stück für Stück. Ich hatte auf einmal noch den Wunsch zu duschen. Ich wollte „sauber und halbwegs aufgeräumt” im Kreißsaal aufschlagen. Von heute aus betrachtet – verrückt. Ich ging also unter die Dusche. Das warme Wasser auf meinem Rücken tat so gut, dass ich gar nicht mehr raus wollte. Ich ging in die Hocke, hatte starken Pressdrang.  

Mein Partner schaffte es, mich wieder herauszuholen und mich ganz langsam anzukleiden. Jetzt konnte ich in den Pausen immer wieder in die Bauchatmung und an meinen Kraftort gehen. Der Weg zum Krankenhaus war wie ein unwirklicher Traum: Draußen auf der Straße im niederprasselnden Regen, bei Vollmond und heftigem Sturm. Interessanterweise habe ich mich in dieser Kulisse pudelwohl gefühlt, weil ich dachte: Genau diese Naturgewalt erlebe auch ich in meinem Körper. Das war ein geborgenes Gefühl.  

Als wir im Kreißsaal ankamen, bin ich direkt auf die Toilette abgebogen. Ich habe mich zum Glück zurückgehalten, denn ich spürte: Abführen geht jetzt nicht mehr. Ich fühlte vorne schon das Köpfchen. In aller Ruhe wusch ich mir die Hände, schaute noch kurz in den Spiegel und dachte: “Jetzt dauert es wohl nicht mehr lange.” 

Draußen nahm mich die etwas aufgeregte Hebamme in Empfang und geleitete mich in den Kreißsaal. Ich dachte noch: „So langsam könnte ich mir ein Schmerzmittel vorstellen.” Sie untersuchte mich und sagte: „Lydia, Deine Tochter kommt JETZT!” Ich konnte es gar nicht fassen, weil ich sicher war, dass es noch einige Stunden dauern würde. Was war mit der Übergangsphase mit „Ich will aus dem Fenster springen”, „Wo sind hier die Drogen?!?” etc.? Schnell rief man meinen Partner zurück, der noch das Auto umparken wollte. 

Ich lag auf dem Geburtsbett und die Geburt begann. Ich spürte eine sehr, sehr starke Dehnung – aber keinerlei Schmerz. Noch in dem Moment dachte ich: „Ich spüre keinen Schmerz.” Innerhalb von 4-5 Wellen war sie da. Sie lag ganz ruhig zwischen meinen Beinen, mit lauter dunklen Haaren. Ich war so überrascht und überwältigt, hatte den Gedanken: „Das war es. Das kann nicht sein!” Mehrere Mal rief ich: „Da bist du ja.” Und man legte sie mir auf die Brust. Das Gefühl war unbeschreiblich.  

*** Das war ein detailreicher Bericht. Ich schaffe es einfach nicht, das abzukürzen. Aber das hier ist ja auch ein Forum dafür.  

Um es jetzt mal kurz zu machen, ich bin mir ganz sicher: Ohne „Die Friedliche Geburt” hätte ich niemals so ein Geburtserlebnis gehabt. Das Ganze war zwischendurch schon recht abenteuerlich, wir standen kurz vor einer Hausgeburt ohne Beistand. Dank euch habe ich ein tiefes, tiefes Vertrauen in die Vorgänge und meinen Körper gehabt. Ich hatte absolut keine Angst, habe mich insbesondere auch auf die Situation im Krankenhaus zu hundert Prozent eingelassen und bin einfach mit dem Flow gegangen.  

Ich war um 3.45 Uhr im Kreißsaal und um 4.17 Uhr war unsere Tochter da. Alles andere habe ich „aus Versehen” zuhause bzw. unterwegs gemacht. Ich bin heile geblieben und habe keinerlei Eingriffe erlebt, keine Medikamente erhalten. Die Hebamme und die Ärztin waren sehr beeindruckt. Und ich selbst einfach nur dankbar, dass ich euch gefunden habe (…). 

Hier also nochmal von ganzem und aus vollem Herzen: DANKESCHÖN. 

Ich werde „Die Friedliche Geburt” sämtlichen Freundinnen und Familienmitgliedern ans Herz legen. 

Viele liebe Grüße aus Neukölln, auf dass der Spuk da draußen bald ein Ende hat und wir alle gut durch diese Zeit kommen.  

Lydia (mit R. & A.) 

 

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