Geburtsbericht von

M.

Geburtsbericht, Triggerwarnung: Komplikationen nach der Geburt (Baby auf Intensivstation wegen Anpassungsstörung)

Frühgeburt meines ersten Kindes in einer Level-1-Klinik (Klinikum Kempten) mit anschließendem 4-tägigen Aufenthalt auf der Kinderintensivstation
Tag der Geburt: SSW 36+3
Dauer der Geburt: ab Blasensprung ca. 4,5 Stunden
Podcast: seit ca. SSW 9 gehört
Online-Kurs: begonnen in SSW 32+3, tägliche Übung mit Hypnosen & so gut wie tägliche Atemübung

Liebe Kristin,

am 08.06.2022 wurde unser kleiner J. geboren und ich bin total dankbar, dass ich mich auf meine erste Geburt mit deinem Podcast und deinem Onlinekurs vorbereiten konnte! Mein Mann und ich sind ganz begeistert von J. und ich bin froh, dass ich eine interventionsfreie, natürliche und schnelle Geburt ohne Schmerzmittel und ohne Dammriss oder -schnitt erleben durfte! 🙂

Zu meinem Hintergrund: Ich bin 27 Jahre alt, habe Psychologie studiert und vor meiner Schwangerschaft in einer Kinder- und Jugendpsychiatrie gearbeitet. Ich kam direkt nach Bekanntgabe meiner Schwangerschaft in der 9. SSW ins Beschäftigungsverbot und hatte daher viel Zeit, deinen Podcast zu hören. Das habe ich oft während Spaziergängen getan – das war einfach super als Vorbereitung und ein schönes Ritual für mich!

Während des Studiums habe ich mich mit dem systemischen Ansatz beschäftigt und habe neben dem Studium einen Grundkurs in systemischer Beratung & Therapie in Heidelberg sowie ein Praktikum bei einer systemischen Coaching-Ausbildung gemacht. Die systemische Grundhaltung mit der Ressourcenorientierung und der Betonung der Eigenverantwortung sagen mir total zu. Vieles, was ich gelernt habe, konnte ich bei deiner Methode wiederfinden. Ich freue mich so sehr, dass du eine positive und ressourcenorientierte Geburtsvorbereitung anbietest, und dass diese durch deinen Onlinekurs für jeden verfügbar ist. Vielen Dank für deine Arbeit!

In meinem von der Krankenkasse bezahlten Geburtsvorbereitungskurs haben einige Frauen beim ersten Termin von ihren negativen bzw. traumatischen Geburtserfahrungen erzählt. Vorher hatte ich mich durch deinen Podcast ja sehr positiv mit dem Thema Geburt beschäftigt… Nach diesem ersten Termin merkte ich, dass ich mir mehr Sorgen machte als gedacht, selbst auch eine traumatische Geburt zu erleben. Bei körperlichen Interventionen bin ich sehr sensibel – vor der Schwangerschaft haben Frauenarzttermine mit vaginalem Abstrich zur Krebsvorsorge bei mir eine große Anspannung bzw. Angst ausgelöst. Mein Gedanke war: Wenn ein vaginaler Abstrich schon so herausfordernd für mich ist, wie wird dann wohl eine Geburt für mich sein? Dein Podcast hatte mir schon geholfen, mehr auf meinen Körper zu vertrauen und Ängste abzubauen. Ich entschloss mich dazu, deinen Onlinekurs zu buchen – auch wenn ich schon etwas spät dran war (33. SSW). Für die Entscheidung bin ich dankbar und ich bin froh, dass ich mich auf solch ein intensives Erlebnis auch mental vorbereitet habe. Mein Wunsch war es, keine traumatische und eine möglichst natürliche Geburt zu erleben – dieser Wunsch wurde mir erfüllt!

Nun zur Geburt: Am Tag vor der Geburt hatte ich plötzlich den starken Drang, meine Kliniktasche zu packen und deine Podcastfolge über das Wochenbett zu hören. Ich habe an diesem Tag dann auch angefangen, die Kliniktasche zu packen und habe mir in der Drogerie Artikel für das Wochenbett gekauft. In der darauffolgenden Nacht hatte ich um ca. 1:45 Uhr überraschend (25 Tage vor ET) einen Blasensprung. Am Anfang bagatellisierte ich das gedanklich noch – ich dachte: „Es ist doch noch ca. 4 Wochen bis zum ET, die Geburt geht bestimmt noch nicht los, vielleicht ist es ja nur Urin?“ – und nahm mir vor, am Vormittag einen Lackmus-Test in der Apotheke zu kaufen. Es hörte allerdings nicht so recht auf mit dem Ausfluss und er war teilweise rötlich. Ich weckte gegen 2:00 Uhr meinen Mann und sagte, dass ich wahrscheinlich einen Blasensprung hatte und ein Körpergefühl von mittelstarken Menstruationsschmerzen empfand. Da ich mir unsicher war, ob das jetzt wirklich ein Blasensprung war und auch davon ausging, dass im Fall eines Blasensprungs der Geburtsverlauf ja bestimmt trotzdem sehr lang dauern würde, ging ich aus dem Zimmer und ließ ihn weiterschlafen.

Die Wellen gingen kurz danach los. Da ich so oft von so langen Geburtsverläufen gehört habe und ich nicht von der Klinik wieder nach Hause geschickt werden wollte (ca. 20 Minuten Fahrt), war mein Plan: so lange wie möglich zu Hause zu bleiben, deine Hypnosen anhören und Wellen veratmen. In einem anderen Bett, in dem ich auch zuvor geübt hatte, hörte ich deine Hypnosen (Geburtsvorbereitung lang, Hypnose für vorzeitige Wellen) und versuchte, so wie zuvor geübt, in den Bauch zu atmen. Da die Wellen schon recht intensiv wurden, trug ich sie in eine Wellentracker-App ein. (Leider kam da immer wieder Werbung mit Audio-Text, der die Hypnosen unterbrach! Die App würde ich so nicht nochmal benutzen.) Die Zeitspannen zwischen den Wellen lagen zwischen ca. 1,5 und 9 Minuten.

Die Wellen wurden immer intensiver und die Abstände wurden kürzer, häufig unter 3 Minuten. Ich dachte zu diesem Zeitpunkt immer noch, dass es evtl. nur Übungswellen seien, die vielleicht wieder weggehen – vorher hatte ich nie welche gehabt – und wollte das überprüfen. (Später in der Klinik habe ich erfahren, dass es nach einem Blasensprung keine Übungswellen mehr gibt…). Daher duschte ich warm und ließ mir ein warmes Bad einlaufen. Währenddessen hörte ich die ganze Zeit deine Hypnosen. Die Wellen kamen zunächst gefühlt etwas seltener, ich entspannte mich etwas. In der Wanne wurden die Wellen dann jedoch immer intensiver, ich hatte irgendwann das Gefühl, bald ohnmächtig zu werden und legte mich wieder ins Bett. Weiterhin hatte ich starke Wellen, fand es im Bett nicht mehr gut auszuhalten und bin wieder zurück in die Wanne gegangen. Dort hatte ich irgendwann das dringende Gefühl, Harndrang oder Stuhlgang machen zu müssen – ich hatte schon Pressdrang, der sich echt schwer bis nicht mehr unterdrücken ließ! Gegen 3:50 Uhr merkte ich, dass die Wellen wohl wirklich nicht mehr weggehen werden und dass wir nun wirklich in die Klinik fahren sollten. Ich konnte mich kaum dazu bringen, aufzustehen und meinem Mann Bescheid zu geben, weil ich die Pausen zur Erholung von den Wellen brauche. Deine Hypnosen halfen mir sehr, während der Pausen Kraft zu tanken.

Als ich es geschafft hatte, aus der Wanne zu steigen, sagte ich meinem Mann Bescheid, der noch den Rest der Kliniktasche packte. Ich rief ihm stichwortartig zu, was in der Kliniktasche noch fehlte, z.B. Mutterpass, Eheurkunde, Klamotten, Hygieneartikel… Ich hatte am Tag zuvor leider viele wichtige Dinge noch nicht eingepackt! Das hat mich natürlich ‚in den Kopf‘ gebracht – zurecht empfiehlst du ja, dass die Tasche schon frühzeitig komplett gepackt sein sollte…! Das würde ich nächstes Mal definitiv anders machen. Während mein Mann packte, hörte ich deine Hypnosen (irgendwann habe ich dann auch mal zur Hypnose „Hypnose während der Geburt“ umgeschaltet) und versuchte, während der Wellen die Bauchatmung zu machen, was mir aber leider nicht so gut gelang, obwohl es bestimmt hilfreich gewesen wäre. Mir war gar nicht danach, in ein Auto zu steigen und irgendwo hinzufahren, in dem Moment wäre ich am liebsten zu Hause geblieben.

Mein Mann verlegte in der Aufregung zweimal den Autoschlüssel – ich dachte zwischendurch, wir müssen den Krankenwagen rufen, weil es so intensiv war. Wir haben im Nachhinein ausgerechnet, dass es noch über eine Stunde Zeit zum Packen brauchte, bis wir losfuhren! Mein Mann hatte den Sitz nach hinten gestellt und ich habe ab Beginn der Fahrt die ganze Zeit eine Schlafmaske getragen, das fand ich beides hilfreich. Im Auto hatte ich sehr starken Schüttelfrost und klapperte mit den Zähnen. Ich schrie bei den Wellen laut und konnte sie leider nicht so gut veratmen. In den Wellenpausen tankte ich weiterhin mit deinen Hypnosen Kraft. Mein Mann sagte, während der ca. 20-minütigen Fahrt zur Klinik die Wellen ca. alle 2 Minuten.

Gegen 5:35 Uhr kamen wir auf dem Parkplatz der Klinik an. Ich weiß noch, dass ich im Auto dachte, dass das Kind bestimmt gleich rauskommt, weil der Pressdrang so stark war. Mein Mann meldete mich an, holte einen Rollstuhl und fuhr mich in den Kreißsaal (ich konnte mir nicht mehr vorstellen, zu laufen). Ich behielt die Schlafmaske an und die Kopfhörer mit den Hypnosen auf den Ohren, das fand ich sehr hilfreich. Im Kreißsaal fragte die Hebamme, ob ich schon Pressdrang hätte, das bejahte ich. Nach der vaginalen Untersuchung sagte sie: „Das Baby will gleich raus und Sie können jetzt mitpressen!“. Mein Mann war gerade noch am Auto, um die Tasche inkl. Mutterpass zu holen. Als er zurückkam, war er überrascht zu hören, dass ich schon vollständig eröffnet war! Die Ärztin stellte sich vor, ich bekam das nicht so stark mit und hatte ja auch die Schlafmaske an. Ich registrierte aber, dass ich Hebamme und Ärztin sehr nett fand. Ich war erschöpft von den Wellen und fragte: „Können Sie mir irgendwas Ermutigendes sagen??“. Eine der beiden sagte mir, „Ja, dass Sie in 10 Minuten Ihren Sohn auf dem Arm halten werden!“. Das half mir, aber andererseits dachte ich, „Oh krass, noch 10 Minuten Wellen aushalten!“. Ich presste mit und mein Mann sagte mir schon sehr bald, dass er das Köpfchen schon sehen konnte!

Wenn ich es richtig mitbekommen habe, war während der gesamten Zeit sowohl die Hebamme, die Ärztin als auch ein Kinderarzt dabei. Das hat mich positiv überrascht! Ich habe mich echt gut betreut gefühlt! Die Ärztin hat mir einen Zugang gelegt – ich habe noch gefragt, ob das wirklich nötig sei, was sie bejahte. Aber ich erinnere mich gar nicht mehr genau an das Legen des Zugangs, weil ich so mit den Wellen beschäftigt war. Die Hebamme und die Ärztin versuchten, mich zu ermutigen, meine Kraft statt zum Schreien, für das Pressen zu verwenden, was mir sehr schwerfiel, aber ich gab mein Bestes. Was mir sehr gut tat, war, dass mir mehrmals ein warmer Waschlappen auf den Damm gelegt wurde. Ich drückte die Hand meines Mannes, der neben mir saß, und biss ihn sogar in den Arm, um den Schmerz auszuhalten. Ich empfand das „Schaukeln“, also dass das Baby nach einer Welle wieder etwas zurückrutschte, als frustrierend, aber das Klinikpersonal ermutigte mich: „Das ist der beste Dammschutz!“. Bald war das Köpfchen dann draußen – ich war total erleichtert! Ich dachte: „Juhu, der krasseste Teil ist geschafft!“ – allerdings fand ich das Pressen für den Rest des Körpers auch nochmal sehr intensiv.
Um 06:13 Uhr war es so weit, J. war geboren! Ich schaute meinen Mann vor Glück und Erleichterung weinend an und konnte es kaum fassen – ich hatte eine komplett natürliche, interventionsfreie Geburt in einem Level-1-Krankenhaus erlebt! Ohne Schmerzmittel, Oxytocingaben, Dammschnitt etc.!

J. wurde sofort auf mich gelegt. Die Nabelschnur konnte einige Zeit auspulsieren, ich weiß nicht, wie lange. Der Kinderarzt fand zunächst nichts Auffälliges bei seinen Untersuchungen, die APGAR-Werte waren gut und er verließ den Kreißsaal. Da J. ein „spätes“ Frühchen war, durfte er wie bei einer „normalen“ Geburt bei uns bleiben. Es wurde an der Nabelschnur gezogen, die Plazenta kam schnell und unkompliziert heraus. Mein Mann schnitt die Nabelschnur durch.

Ich stellte mich total glücklich bei der Hebamme und der Ärztin vor und bedankte mich. Die Nachuntersuchung der Ärztin ergab: kein Riss! Nur eine kleine Schürfwunde. Das ist bestimmt auch dem Umstand geschuldet, dass J. so früh geboren wurde und einen Kopfumfang von nur 31 cm hatte!
Nach 45 Minuten fragte ich, ob ich J. jetzt anlegen könne – ich bin im Nachhinein sehr froh, dass ich aktiv nachgefragt habe und die Hebamme mir beim Anlegen geholfen hat. Sie sagte uns nämlich, dass J. gar nicht gut aussehe (…)! Sie holte den Kinderarzt, der J. für eine Untersuchung mitnahm, zu der mein Mann mitgehen durfte. Als sie zurückkamen, sagte der Kinderarzt mir, dass sie J. sofort auf die Intensivstation aufnehmen würden, da er wirke, als habe er eine Infektion. Ich fragte, ob ich ihn vorher auch an der rechten Seite noch anlegen dürfte, das verneinte der Kinderarzt aber. Das war zwar traurig für mich, aber ich war dankbar, dass er ca. eine Stunde auf mir gelegen und an der linken Brust schon getrunken hatte!

J. bekam 2 Antibiotika, eine Druckunterstützung beim Atmen (sog. High Flow) und eine Infusion. Nach ca. einer Stunde durften mein Mann und ich ihn auf der Intensivstation zwei Stockwerke tiefer besuchen. Natürlich war es krass, ihn so zu sehen, aber ich war gleichzeitig sehr dankbar, dass die Kinderintensivstation direkt im Haus war und Johann so schnell und so kompetent versorgt werden konnte! Die Krankenschwester der Intensivstation sagte, dass 10 Minuten Fahrzeit schon einen großen Unterschied machen können, was die Gesundheit des Babys angeht. Daher bin ich im Nachhinein sehr froh über die Entscheidung, in einer Klinik zu entbinden, in welcher sofort gehandelt werden konnte! Ich habe mich zu jedem Zeitpunkt sicher und gut aufgehoben gefühlt und wusste, dass J. gut versorgt wurde. Ich durfte J. leider bis 20:00 Uhr nicht stillen, aber ich habe das Kolostrum abgepumpt und das wurde ihm dann verabreicht. Am Abend machte J. wieder einen gesünderen Eindruck, ich durfte stillen und wurde ab dann auch von den Schwestern angerufen, wenn Zeit zum Stillen war! Alle Tests auf Infektionen ergaben kein Ergebnis, die Ärzte sprachen von einer Anpassungsstörung. J. ging es von Tag zu Tag besser und wir wurden am 4. Tag nach Hause mit unserem gesunden Sohn nach Hause entlassen.

Körperlich ging es mir ziemlich schnell wieder gut. Und wir sind glaube ich mit einem relativ entspannten und „anfängerfreundlichen“ Sohn gesegnet – das Stillen klappt sehr gut und er schläft nachts immer mal ca. 5-6 Stunden am Stück!

Ich blicke dankbar auf meine Geburt zurück und kann – trotz Schmerzen – aus vollem Herzen sagen, dass es ein positives, wenn auch anstrengendes und intensives Erlebnis war – und nicht traumatisch! Auch für meinen Mann war die Geburt positiv! Vielen Dank, liebe Kristin und vielen Dank an das ganze Friedliche-Geburt-Team!

Was ich für mich gelernt habe:
1. Kliniktasche sehr früh fertig packen! Mindestens vier Wochen vorher, lieber mehr!
2. Bei einem Blasensprung und Wellen lieber früher als später zum Geburtsort losfahren.
3. Wenn ich eine Wellentracker-App benutze, darauf achten, dass sie ohne laute Werbung ist.

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