Geburtsbericht von

Maria

Heilsame Bauchgeburt

Triggerwarnung: Geburt mit Komplikationen

Mein Mann und ich hatten uns mit dem Onlinekurs vorbereitet. Das war eine super Investition, denn so konnten wir eine friedliche Geburt erleben. Neben dieser mentalen Vorbereitung habe ich geburtsvorbereitende Akupunktur gemacht, ein wenig Yoga während der Schwangerschaft (ab dem 5. Monat konnte ich wieder ohne Übelkeit üben) und v.a. am Anfang meditiert, wenn ich Angst hatte (Bettina Rae auf Youtube; 7Mind). Meine ersten beiden Schwangerschaften endeten unglücklich am Ende des ersten Trimenons und meine dritte endete zwar mit einem perfekten kleinen Jungen, aber mit Notkaiserschnitt in Vollnarkose. Ich hatte dieses traumatische Erlebnis vor sechs Jahren und meine Vorstellungen von einer friedlichen Geburt im Krankenhaus mit Geburtsplan besprochen und mit einer Hebamme von dort zwei individuelle Termine zur Geburtsvorbereitung (statt eines Kurses wegen Corona) gemacht.
Los ging es am 17. Oktober mit Vorwellen, ähnlich der Tage zuvor. Am Nachmittag war der Schleimpfropf abgegangen. Ab 20 Uhr wurden die Wellen stärker und ab 22 Uhr wusste ich: Jetzt geht es wirklich los. Ich legte mich mit Wärmflasche und Meditation ins Bett – vorfreudig, zuversichtlich, konzentriert.
Gegen 2 Uhr fuhren wir in die Klinik, weil die Wellen sehr regelmäßig und engmaschig waren (ca. 3 Minuten). Die Autofahrt zur Klinik war mit Schlafmaske und Stöpsel im Ohr schwierig, aber ich war tapfer.
Mein Muttermund war trotz kräftiger und regelmäßiger Wellen noch sakral (nicht nach vorn/unten geneigt, sodass das Köpfchen drücken und öffnen kann, was auch mit Medikamenten nicht wirklich beeinflussbar ist) und nur fingerkuppendurchlässig. Das war erstmal frustrierend, ich hatte ja schon viele Stunden starke Wellen gehabt. 
Ich ging dann in die Wanne, veratmete sehr gut, war im Flow. Mein Mann hat immer wieder Anker gesetzt, aber er war auch eher im Hintergrund. Wir haben das wie in den Übungen gemacht: wenige Worte, volles Vertrauen. Nur als zwei Wellen heftigst und hintereinander kamen, war ich kurz raus und musste mich übergeben. Ein bisschen lustig war das auch; ich hatte meinen Mann nur knapp verfehlt.
Als ich ins Geburtsbett sitzend wechselte, holte ich mir den Geburtshocker und lehnte mich in den Wellenpausen darauf. In der Welle hielt ich mich wieder am Tuch über mir fest und wippte mein Becken. Mir war egal, wie das aussah, es fühlte sich gut an. Mein Mann ist irgendwann sogar eingeschlafen, weil es so friedlich war (und wir ja schon bald 24h wach). Die Hebammen haben nur immer mal in den Raum geschaut, manchmal flüsternd mit meinem Mann gesprochen, ich habe sie gar nicht wirklich wahrgenommen. Ich brauchte auch wirklich niemanden.
Es war bis in den Morgen hinein anstrengend, aber ich fühlte mich stark. Ich bemerkte ein paar Mal, wenn ich mich in den Pausen nicht konzentrierte, wurden die Wellen schmerzhaft. Das Gefühl, sich wirklich hinzugeben und nicht gegen die Wellen anzukämpfen, bestätigte sich immer wieder. Da ich sehr wenig untersucht wurde, behielt ich die Zuversicht, dass sich der Muttermund öffnen würde, bei den Kräften, die da wirkten!
Am Morgen gegen 8:30 Uhr wurde nochmal der Muttermund untersucht und ein Ultraschall gemacht. Das Baby drückte über die ganze Zeit und trotz Umlagerung immer mehr auf die alte Kaiserschnittnarbe und nicht auf den Muttermund (er blieb sakral und geschlossen). Das Narbengewebe war dann so dünn, dass es im Ultraschall während einer Welle kaum noch darstellbar war und zu reißen drohte. Mir wurde eingeräumt, es noch etwa eine Stunde zu versuchen, dann müsste aber ein Kaiserschnitt gemacht werden. Das Risiko war mir und dem geburtsbegleitenden Personal zu hoch und da ich schon so lange unter der Geburt war, erschien es mir unrealistisch, dass sich schnell noch was tut. Wir entschieden uns also gleich für die OP.
Ich war einige Minuten enttäuscht, erschöpft, traurig, aber dann auch froh, die OP in Ruhe, mit meinem Mann und einer begleitenden Meditation auf einem Ohr machen zu können anstatt wieder in eine Notsituation wie damals zu kommen. Ich bat sofort darum, die Vorbereitung auf einen Kaiserschnitt und dann im OP auch die Meditation während eines Kaiserschnitts anhören zu dürfen. Alles kein Problem und ich wurde auch die ganze Zeit super begleitet. Ich blieb empowert und bat z.B. die Hebammenschülerin darum, ihre Hände auf meinen Oberschenkeln zu drücken oder meine Hand zu halten bei einer Welle, während ich für die OP vorbereitet wurde. Im Gegensatz zur ersten Geburt konnte ich sehr genau sagen, was ich brauchte und es auch einfordern. Schon das machte einen großen Unterschied im Erleben.
Leider wusste mein Körper nicht, dass die Wellen nicht mehr gebraucht werden und ich sehnte mich nach der PDA (vorher hatte ich null Medikamente genommen), sie waren immer noch alle drei Minuten und heftig, d.h. ich musste mich sehr konzentrieren, um bei mir zu bleiben. Manchmal gelang mir das nicht, ich hab dann auch Tränen der Enttäuschung und Erschöpfung zugelassen – das war gut als Ventil! Aber je näher der Moment der Geburt rückte, desto ruhiger wurde ich. Ich hab meinen kleinen Sohn die ganze Zeit mental begleitet, hatte keine Angst. Ich hab kurz vorher ganz vorfreudig meinen Mann angeschaut und immer wieder gesagt, „Gleich ist er bei uns, gleich ist er da.“ Und dann wieder nach innen gerichtet, mit dem Baby gesprochen und ihm gesagt, dass es gleich hell und kalt wird und wir uns endlich kennenlernen, ich mich so freue auf ihn und er keine Angst zu haben braucht. Nach einigem Drücken und Ruckeln, was ich eher nebenbei wahrnahm, hörten wir dann zwei Schreie, sehr freudiges Personal und sahen sofort ein sehr waches, gesundes Baby! Er lag viele glückliche, tränenverschmierte, kichernde Minuten lang zwischen unseren Köpfen, während ich genäht wurde. Das war dann am 18. Oktober kurz vor 11 Uhr, also nach etwa 18h Geburt. Mein Mann durfte die Nabelschnur kürzen und bei der U1 dabei sein. Auch das ein großes Glück für ihn.
Danach bekamen wir sehr viel Zeit zum Bonden, Anlegen (halbe Stunde nach Entbindung!) und Kennenlernen. Kein Aufwachraum allein, sondern 4h in unserem Kreißsaal zu dritt und danach noch etwas Zeit auf Station während der Besuchszeit (zu Coronazeiten in der Klinik wirklich bemerkenswert)! 
Das Personal hat sich die ganze Zeit toll verhalten, die Untersuchung des Babys erst nach dem Anlegen, uns die Plazenta gezeigt und erklärt, und die ganze Zeit sehr einfühlsam die Hebammen und auch die Oberärztin (vielleicht auch, weil sie über meine erste Geburt informiert waren).
Diese vielen Bilder, mein empowertes Erleben der Geburt und v.a. der Wellenarbeit davor haben mich auch ein Stück mit der ersten Geburt versöhnen können. Denn ich habe nun (positive) Bilder und ein Körpergefühl zu einem Kaiserschnitt, was ich nutzen kann, wenn ich an die erste Geburt denke. So sind beide Geburten miteinander verwoben, beide Brüder kamen nach vielen Wellenstunden durch meinen Bauch zur Welt. Und so nenne ich die zweite Kaiserschnittgeburt auch gern „Bauchgeburt“. Ich war superhappy, aber nach etwa 10 Tagen nach der Entbindung holten mich negative Gefühle wegen des Kaiserschnitts ein. Sehr passend fand ich dann die Meditationen für nach der Geburt. Trauer und Heilen dürfen zusammengehören, und Tränen müssen raus, davon bin ich überzeugt. Ich hatte mir eine vaginale Geburt gewünscht. Aber unter den Umständen hatten wir die beste Geburt und dafür bin ich sehr dankbar. Und stolz auf mich. Ich schreibe das deshalb, weil sich meine Gefühle fundamental von denen nach der ersten Geburt unterscheiden, und es ist für mich nicht selbstverständlich, dass ich von einer friedlichen Geburt sprechen kann – und ich möchte allen Frauen damit Hoffnung machen!
Herzliches DANKESCHÖN an Kristin und das Team von Die friedliche Geburt: Mithilfe des Mindsets, aber konkret auch die Meditation während eines Kaiserschnitts, haben wir diese besondere, bewusste, trotz Kaiserschnitt selbstbestimmte Geburt erlebt.

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