Geburtsbericht von

Maria L. 1. Friedliche Geburt

Eintauchen in eine neue Welt

Die Geburt meines zweiten Kindes

Im Protokoll war es ein optimaler, natürlicher Geburtsverlauf ohne irgendwelche Eingriffe, doch die Geburt meiner ersten Tochter verlief in 5,5 Stunden höllisch schmerzhaft und alles andere als selbstbestimmt. Mein panisches Geschrei noch in den Ohren beschäftigte ich mich bereits direkt nach der Geburt intensiv damit, das traumatische Erlebnis zu verarbeiten, indem ich viel darüber sprach und mich gedanklich damit auseinandersetzte.

Eigentlich war es Zufall, aber irgendwie auch eine Art Fügung, dass ich bei Recherchen zum Thema „Breifrei“ über den mir bisher unbekannten Begriff „Hypnobirthing“ auf die Methode der „Friedlichen Geburt“ (Geburt in Tiefenentspannung) von Kristin Graf gestoßen bin. Das zweite Kind war noch gar nicht konkret in Planung, aber ich hatte gefunden, was ich intuitiv gesucht hatte, ohne vorher zu wissen, dass es das überhaupt gibt. Ich wusste, dass das dann irgendwann für mich der richtige Weg sein würde und das war ein beruhigendes und auch inspirierendes Gefühl. Ich hätte wohl so oder so eine zweite Schwangerschaft gewagt, aber so wandelte sich meine Sorge und Angst in Neugierde und Begeisterung.

Ich muss an dieser Stelle erwähnen, dass ich Trance schon immer sehr interessant fand, aber ich eigentlich als recht verkopfter Mensch nicht der Typ bin, der das leidenschaftlich in sein Leben integriert. Mich überzeugt Kristins Methode aber in allen Aspekten und so bin ich nach Online- und Live-Seminar dann recht planvoll an die Sache herangegangen, war halbwegs fleißig und habe jeden Tag aufs Neue versucht, mir die nötige Zeit zu nehmen, mich bestmöglich auf das Üben der Trance einzulassen (obwohl ich oft eine gewisse Langeweile dabei empfand), und möglichst wenig zu beurteilen, wie erfolgreich mir die Tiefenentspannung jeweils gelingt.

Kurz gesagt: Es war absolut der richtige Weg für mich, auch wenn ich mir den Traum von einer bis zum Ende schmerzfreien Geburt soweit nicht erfüllen konnte.

Meine zweite Tochter kam in ca. 3 Stunden zuhause in unserer Eckbadewanne auf die Welt. Ich hatte erneut bis vier Tage nach dem ET warten müssen, obwohl ich mich die letzten zwei Wochen schon unglaublich geburtsreif gefühlt hatte und das sicherlich mit einer Muttermundsöffnung von 2 cm in gewisser Weise auch war. Wenn ich mich aufrecht fortbewegte, hatte ich laufend ein wehenartiges Gefühl, das ich deshalb nicht Welle nennen kann, weil Ende und Anfang kaum definiert waren. Als es dann an einem Abend endlich losging, war es mir nicht vergönnt, mich mit ersten sanfteren Wellen in der Trance und der Bauchatmung langsam einzufinden, sondern mein Körper startete ziemlich deutlich durch. Nachdem mir klar war, dass das auf jeden Fall die Geburt sein muss, habe ich mir selbst das Wasser in die Wanne eingelassen, während mein Mann die Hebamme anrief und meine fast 2-jährige Tochter, die noch gar nicht so lange eingeschlafen war, zu Freunden brachte.

Die Wärme und Schwerelosigkeit im Wasser und dazu Kristins Stimme mit ihren optimalen Ermutigungen und Erinnerungen an das Wesentliche haben stark dazu beigetragen, dass ich trotzdem irgendwie in den Prozess hineinfand und dass ich es in den Wellenpausen recht gut geschafft habe, mich immer wieder neu körperlich und mental zu entspannen. Die Bauchatmung und die Vorstellung des Öffnens waren für mich eine ideale Möglichkeit, mit den starken Wellen umzugehen, allerdings hat mir ein Atemzug leider trotz aller Bemühungen nie ausgereicht.

Ich hatte gehofft, dass diese zweite Geburt durch die Trance im Gesamtpegel nicht ganz so heftig ausfallen würde wie die erste Geburt, aber dem war nicht wirklich so. Die Qualität war trotzdem eine ganz andere, denn ich war fast über die gesamte Eröffnungsphase hinweg absolut „Herr der Lage“ und vor allem angstfrei.

Als das Gefühl so grenzwertig wurde, dass ich dann doch befürchtete, „höhere“ Wellen nicht mehr so gut wie bisher meistern zu können und einfach nur hoffte, dass der Geburtsvorgang schon weit fortgeschritten ist, war das glücklicherweise auch der Fall. Ob ich meine Empfindungen an diesem Punkt als intensives Körpergefühl oder eher doch als Schmerz bezeichnen soll, ist für mich eher eine philosophische Frage, doch ich konnte diese Empfindungen durch die erlernte Methode in gewisser Weise „umlenken“ und mit geeigneteren Sinnen erleben. Das Gefühl war zwar genauso stark wie bei der ersten Geburt und damit eben äußerst grenzwertig, aber das Schreien, dem ich damals so völlig unkontrolliert ausgeliefert war, wich einer Art Explosion im Unterleib, die ich optisch wie einen zerspringenden, funkelnden Feuerstern vor Augen hatte. Tatsächlich habe ich bis zur Austreibungsphase keinen Laut von mir gegeben (ohne dass mir das schwer fiel, sondern weil es einfach nicht nötig war) und die Hebamme konnte nur anhand meiner Atmung einigermaßen den Wellenabstand erahnen. Sehr faszinierend…

Dennoch hatte meine Hebamme genügend Erfahrung und Intuition, mich im richtigen Moment in die Seitenlage zu bitten, damit das Baby besser ins Becken rutschen konnte, was es wohl von selbst nicht tat. Vorher allerdings wollte sie hören, wie es ihm geht.

Es war ideal, wie mein Mann mich durch Berühren an der Schulter darauf aufmerksam machte. Leider verschätzte ich mich und die Wellenpause hielt nicht lang genug an, so dass Untersuchung und Welle zusammenfielen. Im Nachhinein kam mir noch der Gedanke, ob die Untersuchung (nur sehr sanft äußerlich) die Welle vielleicht sogar frühzeitig ausgelöst haben könnte. Jedenfalls war ich nicht darauf vorbereitet, wie heftig jede Berührung der Hebamme war. Kurz vorher noch beherrscht und relativ entspannt, wand ich mich plötzlich vor Schmerz. Vielleicht hätte ich danach nochmal mit aller Kraft in die Eröffnungs-Entspannung zurückgefunden, aber es war eben bereits an der Zeit, dass mein Baby herauskommen sollte und damit änderte sich die Situation, was mich sehr beschäftigte. In der recht unbequemen Seitenlage auf hartem Wannenboden spürte ich nun den Druck des Köpfchens und stellte fest, dass die Bauchatmung und der Trance-Text tatsächlich nicht mehr passend waren. Kurzzeitig hatte ich eine Art Mischatmung. Die bisherige Kontrolle über das Geschehen verlor ich leider in dieser Phase. Die Austreibung verlief rasch, aber scheußlich schmerzvoll in einer doch wieder etwas panischen Hechelatmung mit recht hoher Stimmgebung. Besonders unangenehm war die Wehenpause, in der das Köpfchen im Ausgang steckte, denn an ein kurzes Durchschnaufen war in dieser Situation nicht zu denken. Meine Hebamme hat mich in den Wehenpausen ansonsten durch ein paar Worte immerhin ein bisschen beruhigen können, aber von einer Tiefenentspannung war überhaupt nichts mehr übrig und Kristins Stimme habe ich längst gar nicht mehr gehört, obwohl ich sie noch im Ohr hatte.

Erstaunlicherweise hat mich das alles aber weit weniger im Nachhinein beschäftigt als beim letzten Mal. Ich bin sehr stolz und froh, wie ich die Eröffnungsphase gemeistert habe und die kurze letzte Phase der Geburt war zwar etwas, das ich nicht gerne nochmal erleben möchte, und trotzdem war es irgendwie OK, dass es so war. Ein erneutes Trauma habe ich trotz gewisser Schmerzphasen verhindern können.

Natürlich hatte ich davon geträumt, die Geburt bis zum Ende so ruhig und entspannt hinzubekommen, wie es auf den Videos zu sehen ist, die ich oft vorher angeschaut hatte und das ist mir nicht gelungen. Trotzdem bin ich unglaublich dankbar dafür,

– dass ich die Zeit vor der Geburt mit meist guter Zuversicht und einer lustvollen Neugierde auf ein ganz neues Geburtserlebnis verbringen konnte.

– dass ich durch die Anregungen dieser Methode überhaupt darauf kam, eine Hausgeburt und dann sogar eine Wassergeburt in Erwägung zu ziehen, was für mich beides die besten Entscheidungen überhaupt waren.

– dass ich mich nicht wieder schreien hören musste und nun sehr stolz darauf sein kann, mein zweites Kind immerhin bis kurz vor Ende so ruhig und vor allem auch selbstbestimmt geboren zu haben.

– dass mein Mann und meine Hebamme sich durch die gute Vorbereitung absolut ideal verhalten haben.

– dass ich von Kristin im Vorfeld zu jeder wichtigen und unwichtigen Frage mit so großer Selbstverständlichkeit Antworten bekam, die mir weiterhalfen, besonders auch in der Woche vor der Geburt, als mich die Situation des Wartens wieder etwas depressiv stimmte.

Die erste Woche nach der Geburt war übrigens wunderschön und völlig entspannt, nicht nur für mich, sondern für meine ganze Familie. Das hätte ich so niemals für möglich gehalten.

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