Geburtsbericht von

Michaela S.

Geburtsbericht, 2. Kind, 34+3, natürliche Frühgeburt, 2180g, 45cm

(Achtung Triggerwarnung: verkürzter Gebärmutterhals, vorzeitige Wellen)

Mein Geburtsbericht umfasst einen viel längeren Zeitraum. Ich habe mich dazu entschieden, die ganze Story detailliert mit euch zu teilen. Vielleicht auch zum persönlichen Verarbeiten des Ganzen. Dabei ist dieser Geburtsroman entstanden.

Erste Geburt

Ich war schon vor der ersten Geburt mit Kristin’s Podcast vertraut. Habe über Hypnobirthing gelesen, Geburtsvorbereitungskurs im KH besucht. Habe mich auf die Geburt mit einer Beleghebamme sehr gefreut. Alles lief gut, am Ende ist es eine wunderschöne komplikations- und verletzungsfreie Geburt geworden. Trotzdem hatte ich während der zweiten Schwangerschaft gut im Kopf, wie sehr mich die Intensität der Wellen während der Eröffnungsphase überrascht hat. Und hatte daher ziemlich Respekt. Ich spürte das Bedürfnis, mich noch besser vorzubereiten.

Vorbereitung auf die zweite Geburt

Ab ca. 26. SSW Online Kurs, eine Meditation jede 1-2 Tage. Seit der 31. Woche 2-3 Meditationen am Tag. Ich hatte allerdings immer Schwierigkeiten, meinen Kraftort oder die Gebärmutter zu visualisieren. Kraftort hat sich jede drei Wochen geändert, ich hatte Spaß daran, ihn zu entdecken oder zu entwickeln, fand ihn aber irgendwann wieder doof. Nichtsdestotrotz habe ich die Meditationen mit der sanften Musik und Kristin’s Stimme immer sehr genossen. (Und ja, auch bin ich dabei oft eingeschlafen.)

Komplikationen

Schon im 7.Monat hatte ich das Gefühl, das Baby sei sehr tief im Becken. Bei jedem Termin bei der Frauenärztin habe ich um einen Ultraschall des Gebärmutterhalses gebeten, da ich Angst hatte, dass das Baby früher kommen würde. Meine Schwester hatte beide ihre Kinder zu früh geboren, und meine erste Tochter kam auch unerwartet schon 36+1 auf die Welt.

Bei 32+3 (zwei Tage nachdem wir in eine neue größere Wohnung umgezogen sind) war ich bei meiner Beleghebamme zur Kontrolle und habe ihr von meinen Sorgen erzählt. Und den kleinen (Übungs?)wellen, die ab und zu kommen. Sie war relativ entspannt. Als sie aber das Baby getastet hatte, musste sie feststellen, dass es tatsächlich schon sehr tief liegt, und hat mich lieber zu einer Ultraschall-Untersuchung weitergeleitet, was sie sonst wirklich selten macht. Im Krankenhaus wurde bei mir ein verkürzter Gebärmutterhals festgestellt (9mm). Ich wurde sofort hospitalisiert und lag zwei Wochen (bis zu 34+0) im Krankenhaus, mit wehenhemmenden Medikamenten. Bei 34+0 wurde ich mit einem um Einiges geschlossenem GMH entlassen. Trotz der Medikamente, die ich auch zu Hause weiterhin nehmen durfte, und der Bettruhe ging es doch schon nach zwei Tagen los. Ich hatte den ganzen Tag über kleine, jedoch regelmäßige Wellen (habe ich auch schon im Spital gehabt), die aber am Abend nicht wie gewöhnt verschwunden, sondern stärker geworden sind.

Die Geburt

Um 19Uhr abends liege ich also zu Hause im Bett und werde langsam nervös. Warum hören die Wellen nicht mehr auf? Kann es sein, dass es schon losgeht? Neeein, es darf noch nicht kommen, es ist doch noch viel zu früh! Ich rufe meine Hebamme an, sie sagt, ich solle auf meine Instinkte hören. Ich rufe noch im Spital an, und entscheide mich während des Telefonats für eine sofortige Notfalluntersuchung. Mein Partner, der sich auf einen entspannten Abend gerade freute, ist nicht so begeistert. Ich versuche, schnell was zu packen. Was für eventuellen Aufenthalt, was für eventuelle Geburt. Aber möglichst rasch, so dass ich mich nicht so viel bewege, jede Minute Bewegung könnte den Unterschied machen… Wir fahren ins Krankenhaus, die Wellen werden langsam unangenehm. Um 21Uhr wird CTG gemacht, um 22:30 Ultraschall. GMH hat sich signifikant verkürzt. Ich darf doppelte Dosis des Wehenhemmers nehmen. Später kommt noch die Oberärztin, die mich erneut untersuchen will. Sie ist unentschlossen: nach Hause gehen lassen oder hospitalisieren? Da es sich aber schon um zweite Geburt handelt (und die erste auch fast eine Frühgeburt war), will sie kein Risiko eingehen. Ich darf nicht zurück nach Hause. Und ich darf aber auch nicht hier bleiben, ihre Neonatologie ist nämlich voll. Wir müssen in ein anderes Spital, über die ganze Stadt. (Später finden wir heraus, dieser war wohl der letzte Neonatologie Platz in der Stadt! Eine Schwangere, die kurz nach uns kam, musste in eine andere Stadt transportiert werden! Ufff…) Es ist also Mitternacht und wir fahren zum anderen Spital, wo ich nie gewesen war. Tschüss, Plan B, tschüss, Plan C! Mit diesem Szenario habe ich wirklich nicht gerechnet. Vielleicht geht die Geburt aber doch nicht los, und ich darf bald wieder nach Hause.

Ich gehe direkt in den Kreissaal, wo mich eine sehr nette Hebamme willkommen heißt, und mein Freud sich von mir verabschiedet. Er fährt zurück zu unserer kleinen Tochter (die Schwiegermutter ist zwar da, aber an die ist sie nicht so sehr gewöhnt). Ich werde an CTG angeschlossen und es wird ein Venenzugang gelegt. Später noch ein Ultraschall. Mit schlafen wird es nichts, dann höre ich lieber Kristin’s Hypnose bei vorzeitigen Wellen, die ich mittlerweile schon auswendig kenne. Die Wellen werden immer stärker, aber ich kann irgendwie noch nicht loslassen und arbeite eher gegen sie. Diese Unsicherheit dauert ungefähr eine Stunde. Mein Körper entleert sich (zweimal Durchfall). Auf dem Klo merke ich eine rosa Schmierblutung. Und jetzt realisiere ich, der Zug ist abgefahren. Ich werde heute und hier mein Kind bekommen (im fremden Spital, ohne meine Hebamme, ohne Badewanne). Ich informiere wieder meinen Freund. Es ist 5 Uhr nachts.

Das Audio der Geburtshypnose anzumachen und endlich loszulassen fühlt sich sehr befreiend an. Ich arbeite jetzt mit meinem Körper, und alles fühlt sich viel natürlicher an. Die Bauchatmung ist ein Zaubermittel! Und obwohl ich im Kreissaal alleine liege, fühle ich mich nicht so. Meine gute Vorbereitung und vor allem Kristin’s Stimme geben mir Sicherheit und das Gefühl der Geborgenheit, die ich aus meinem Training kenne. Ich liege friedlich, bin bei mir, und spüre, wie sich mein Muttermund bei jeder Welle ein Stück weiter öffnet. So spannend!

Um 8Uhr kommt mich die Hebamme das erste Mal untersuchen. Um zu schauen, ob ich im Kreissaal bleiben darf, oder aufs Stationszimmer gebracht werde (wobei ich innerlich schmunzeln muss, da ich einfach weiss, dass ich schon mitten im Gebärprozess bin). Der Muttermund ist bereits bei 6cm. Ich schreibe meinem Freund, er soll direkt am Morgen kommen, und was er alles noch bringen soll.

Kurz danach werde ich von einer Kinderärztin aus der Neonatologie besucht, die mich drüber informieren will, was unser Kind nach der Geburt erwartet, welche Untersuchungen gemacht werden, zu welchen Komplikationen es kommen kann… Ich freue mich über die Aufklärungen, aber das sind einfach nicht die Sachen, die eine Gebärende hören will. Sie redet auch während meiner Wellen, die in der Zwischenzeit schon wieder an Intensität gewonnen haben. Bin ein wenig überfordert, worauf ich mich konzentrieren soll. Aber alles machbar. Während des Gesprächs ruft noch mein Freund an, der sich auf den Weg macht, der aber noch das eine oder andere zu Hause sucht. Und fragt noch, wo er denn Auto parkieren soll (soll ich herausfinden). Das Gespräch mit der Kinderärztin fährt fort: ich versuche, alle meine Wünsche zu äußern: möglichst langes Bonding etc. Alles dauert, da ich bei jeder Welle Pause machen muss.

Kurz nach unserem Gespräch habe ich plötzlich Mühe mit der Bauchatmung. Den Bauch groß zu machen hilft weiterhin, die Einatmung funktioniert aber nicht mehr. Nicht, dass ich die Kontrolle verlieren würde, ich muss mich aber umstellen und einen anderen Umgang mit den Wellen finden (erst später wird mir klar: die Übergangsphase!) Diese dauert aber nicht lange, da ich bald langsam den Pressdrang spüre. Weitere MuMu Untersuchung: 8cm. Pünktlich mit der ersten Presswelle kommt endlich auch mein Freund (um halb 10).

Ich liege seitlich auf dem Bett, er setzt sich neben meinen Kopf und hält meine Hände. Ab und zu streichelt er meinen Kopf oder Rücken, was gut tut. Und ich höre mich, wie ich auf seine gelegentliche “Du machst es super ” immer total selbstbewusst “Ich weiss!…” flüstere. Ich höre die Hypnose für die finale Phase und empfinde diese als wahnsinnig unterstützend. Kristin’s Stimme feuert mich an und gibt mir Kraft. Während einer Presswelle platzt endlich die Fruchtblase, was sich als sehr lautes, starkes und nasses “Pflopp” zwischen den Beinen anfühlt. Kurz danach ist der Kopf zu sehen, und ein paar Wellen später (bei der letzten sammele ich alle meine Kräfte und presse nochmal hinterher) wird der auch geboren. In der nächsten Welle (10:15) dann der Rest des Körpers. Unsere kleine Maus fängt gleich an zu schreien…

Noch zu den Wellen

Jede Welle war so komplex! Und trotzdem waren alle gleich. Es war sehr spannend, sie zu beobachten. Wie sie das erste Mal zu spüren sind, wie sie sich aufbauen, wie man sie am besten steuern kann (Sichwort Atmung!) und wie sich am Ende jeder Welle noch ein kleines “Fenster” eröffnet hat, in dem ich ganz viel mit meinem Training und meinen Mitteln mitbewirken konnte. Kurz bevor die Welle vorbei war, habe ich visualisieren können und gespürt, wie sich mein Muttermund ein Stück geöffnet hat, oder wann bei der Austreibungsphase meine Chance kam, das Kind ein Stück nach vorne kräftig zu schieben. Nicht davor, nicht danach, sondern genau in diesen Zeitfenstern. Ich war mit meinem Körper perfekt eingegrooved und gleichzeitig von ihm gesteuert.

Als alles vorbei war, haben mir die Hebammen und Ärztin zu einer sehr schönen Geburt gratuliert. Die Ärztin hat mich über die Ergebnisse der Nabelschnurprobe informiert: das Kind hat nicht unter Stress gelitten, war wohl während der Geburt ganz entspannt (sie hat sich auf der Neonatologie relativ schnell tapfer durchgekämpft, das war sicher auch der guten Geburt zu verdanken). Und was habe ich denn die ganze Zeit nur gehört? Ganz stolz habe ich der Ärztin Kristin’s App gezeigt, und sie durfte auch ein bisschen reinhören.

Dieser Monat (Umzug – zwei Wochen liegen im Spital – Geburt – Kind zwei Wochen auf der Neonatologie – pendeln ins Spital statt Wochenbett) waren für mich wahnsinnig herausfordernd. Die Geburt ist dabei aber ein schönes Ereignis, woran ich sehr gerne zurück denke und woraus ich auch Kraft ziehen kann.

Für euch alle, die noch nicht geboren haben: ihr könnt euch freuen, es kommt was großartiges auf euch zu. Genießt es!

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