Geburtsbericht von

Michelle S.

Schnelle 5h Geburt nach Blasensprung

Geburtsbericht meiner Tochter

Ich möchte diesen Bericht so ehrlich wie möglich verfassen und werde deshalb auch die peinlichen und unangenehmen Details nicht auslassen.

Aber vor allem möchte ich schwangeren Frauen Mut machen.

Fast alles, was man von Geburten hört, handelt von unerträglichen Schmerzen und gleicht Horrorgeschichten aus Hollywood.

Diese Mythen kann ich nicht bestätigen, zumindest nicht, was meine Geburt betrifft. Ich hatte eine schöne Geburt, keine schmerzfreie aber schöne Geburt.

Ich habe mich mit „Die friedliche Geburt“ von Kristin Graf mental auf die Geburt vorbereitet und kann dies nur empfehlen.

Aber nun zum tatsächlichen Geburtsbericht:

Mein Mann und ich hatten in der Nacht vor der Geburt Geschlechtsverkehr und möglicherweise hat dies den letzten Anstoß gegeben ;-).

Ich war in dieser Nacht öfter wach und auf Toilette (was ich die ganze Schwangerschaft über tatsächlich selten nachts musste). Es fühlte sich an, als ob die Kleine einfach „falsch“ im Bauch liegt, überall drückte es unangenehm. Um 4:00 Uhr morgens war ich erneut auf Toilette. Später habe ich erfahren, dass mein Mann sich zu diesem Zeitpunkt sicher war, dass das Baby an diesem Tag geboren wird (Dabei hatte ich zu diesem Zeitpunkt noch gar keine Wehen bzw. Wellen :-D). Kurz danach fingen diese jedoch an. Ich hatte bereits zwei Tage zuvor schon einmal ca. zwei Stunden lang Wellen gehabt, diese hatten jedoch wieder aufgehört. Ich finde tatsächlich den Ausdruck „Wellen“ sehr zutreffend, da es sich wie eine Art Krampf anfühlt, der langsam auf einen zurollt, immer stärker wird und dann wieder abklingt. Ich holte mein Handy und startete die Hypnose „Geburtsbeginn mental fördern“, da ich unsicher war, ob wirklich die tatsächliche Geburt startet oder es wieder nur Übungswellen sind. Ich blieb noch eine Weile im Bett liegen und zog dann ins Kinderzimmer auf den Sessel um, in welchem ich immer die Geburtsvorbereitungshypnosen gehört habe. Mittlerweile war ich mir sicher, dass unser Baby an diesem Tag tatsächlich geboren wird und ich wechselte auf die „Geburtshypnose“. Ich schaute am Ende und dann wieder zu Beginn jeder Welle kurz auf den Wecker, um die Länge der Wellen abschätzen zu können. Von 6:00 Uhr bis 7:00 Uhr hatte ich ca. alle vier Minuten Wellen, welche ich mit der Hypnose wunderbar veratmen konnte. Ich fühlte mich zu diesem Zeitpunkt total sicher und vollkommen Herr der Lage. Die Wellen waren für mich sehr gut auszuhalten.

Ich ging daher hoch zu meinem Mann und sagte ihm, dass wir so langsam das Auto packen könnten. Außerdem bat ich ihn noch, einen Apfel für die Fahrt zu schneiden. Ich zog währenddessen das Kleid an, welches ich für das Krankenhaus tragen wollte. Dann setzte ich mich noch kurz auf die Couch und aß ein Stück Apfel, als meine Fruchtblase platzte (Zum Glück haben wir eine Ledercouch :-D).

Ich rannte zur Toilette und hatte das Gefühl, drücken bzw. pressen zu müssen.  Dabei hatte ich noch einmal Stuhlgang. Während jeder Welle kam Fruchtwasser in einem breiten Strahl. Zu diesem Zeitpunkt konnte ich nicht in der Hypnose bleiben. Ich wurde etwas unruhig, weil ich mich ja wieder umziehen musste und nicht das ganze Fruchtwasser im Haus verteilen wollte. Irgendwann kam mein Mann und sagte, wir müssten jetzt wirklich los. Ich sagte ihm, dass ich das Gefühl habe, schon pressen zu müssen. Ich schaffte es, mich umzuziehen und mir eine riesige Binde vom Wochenbett in meine Unterhose zu stecken. Als ich raus kam, telefonierte mein Mann gerade mit einer meiner besten Freundinnen, welche Hebamme ist. Er gab mir das Telefon, doch ich war absolut nicht in der Lage, ein Telefonat zu führen. Die Konzentration auf die Wellen nahm mich komplett in Anspruch. Wir fuhren gegen 7.45 Uhr los. Im Auto startete ich auch wieder die „Geburtshypnose“.

Während der halbstündigen Fahrt zum Krankenhaus nahm ich kaum etwas wahr. Die Wellen waren mittlerweile sehr stark und bei jeder Welle drückte ich mich mit aller Kraft in den Sitz. In der Zeit zwischen den Wellen verspürte ich tatsächlich keinerlei Schmerzen und diese nutzte ich zum Durchatmen und Vorbereiten auf die nächste Welle. Ich weiß noch, dass ich dachte, dass ich das so nicht noch Stunden aushalten werde, wenn die mir im Krankenhaus sagen, dass mein Muttermund z.B. erst fünf Zentimeter geöffnet ist.

Im Nachhinein glaube ich, dass ich zu diesem Zeitpunkt bereits Presswehen hatte. Die Wellen fühlten sich einfach anders an und die Atmung, die mir vorher so gut geholfen hatte, konnte ich jetzt so gar nicht mehr durchführen. Trotzdem hatte ich das Gefühl, mit der Situation in diesem Moment noch gut umgehen zu können.

Als wir gegen 8:20 Uhr am Krankenhaus ankamen, brauchte ich ziemlich lange bis zum Eingang, weil ich nur sehr langsam gehen konnte. Dort holte mein Mann einen Rollstuhl, welcher leider nichts hatte, um die Füße abzustellen. Als die nächste Welle kam, schrie ich nur „Stopp!“, weil es für mich unmöglich war, die Beine hochzuhalten und gleichzeitig die Welle zu verarbeiten.

Als wir am Kreißsaal ankamen, sprach mein Mann kurz mit der Hebamme. Ich konzentrierte mich voll auf mich und hörte weiter die Hypnose. Später erfuhr ich, dass die Hebamme fragte, „wie die Lage sei“ und mein Mann sagte, er denke, dass ich Presswehen habe. Die Hebamme sagte „Aha, Presswehen. Wer hat Ihnen denn das gesagt?“. Mein Mann antwortete, dass ich gesagt hätte, ich hätte das Gefühl, schon pressen zu müssen. Offensichtlich ging die Hebamme davon aus, dass es bis zur Geburt noch einige Zeit dauern wird. Ich muss wohl recht entspannt ausgesehen haben :-D.

Die Hebamme meinte, wir würden mal nachschauen und führte uns in den Kreißsaal. Dort legte ich mich auf die Liege.

Die Hebamme ertastete meinen Muttermund und sagte tatsächlich „Sie sind vollständig eröffnet. Das Kind kommt jetzt!“. Wir schafften es gerade noch, das CTG für die Herztöne des Babys anzulegen. Der Arzt, der mir den Zugang legen wollte, hörte mit seinem Vorhaben wieder auf, weil dafür gar keine Zeit mehr war. Die Ohrstöpsel nahm ich aus den Ohren, weil ich sie zu diesem Zeitpunkt als störend empfand. Die Hebamme meinte schon, ich solle pressen. Während einer Welle presste ich ca. zwei bis drei Mal. Ich spürte den Kopf der Kleinen im Geburtskanal und weiß noch, dass er sich riesig anfühlte. Ich sagte einmal „Es tut so weh!“. Ich fühlte mich in meiner Liegeposition total unwohl und fragte, ob ich mich mehr aufsetzen könnte. Die Hebamme fragte, ob ich in den Vierfüßler wolle. Dies bejahte ich und drehte mich auf dem Bett um. Das Bett wurde nach oben gefahren und ich stütze mich auf dem Kopfende ab. Mein Mann befand sich direkt neben meinem Kopf. Ich drückte mein Gesicht in das Kissen und presste bei der nächsten Welle lautstark erneut zwei bis drei Mal.

Die nächste Welle ließ etwas auf sich warten. Doch mit dieser letzten Welle brachte ich meine Tochter auf die Welt.

Die Hebamme sagte, ich dürfe mein Baby selbst hochnehmen, solle aber vorsichtig sein, weil die Nabelschnur recht kurz sei. Natürlich riss ich die Kleine hoch an meine Brust und die Hebamme musste mich etwas zurückhalten 😀 Ich küsste meinen kleinen verschmierten Engel auf den Kopf und war der glücklichste Mensch auf Erden. Anschließend lag die Kleine auf meiner Brust. Ich bekam etwas Angst vor der Nachgeburt, diese kam jedoch völlig unproblematisch ca. 20 Minuten später mit einer Welle und bereitete keinerlei Schmerzen.

Ich hatte zum Glück keinen Dammriss, nur einen kleinen Riss an der Schamlippe. Der Arzt betäubte die Stelle mit einem Spray, was ganz kurz brannte. Das Nähen selbst spürte ich gar nicht.

Die Kleine kam um 8:55 Uhr zur Welt. Die Geburt dauerte damit von der ersten Welle bis zur tatsächlichen Geburt keine fünf Stunden. Die kleine Maus ist mein erstes Kind und die Geburt war damit wohl sehr schnell J.

Insgesamt kann ich wirklich sagen, dass ich meine Traumgeburt erleben durfte. Ich hatte zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, ich würde es in diesem Moment nicht schaffen. Für eine PDA war überhaupt keine Zeit mehr, da ich letztlich nur eine halbe Stunde im Krankenhaus war, bis das Kind kam. Ich hätte aber auch tatsächlich keine gebraucht, weil ich mit der Hypnose den Schmerz gut aushalten konnte. Ich kann leider nicht nur von einem Druckgefühl sprechen, im Auto hatte ich schon Schmerzen und beim Pressen auch. Aber ich denke, dass ich durch das „Chaos“ mit dem austretenden Fruchtwasser vielleicht auch einfach nicht mehr tief genug in die Hypnose kam. Trotzdem fand ich alles gut auszuhalten und muss tatsächlich sagen, dass ich es mir schlimmer vorgestellt hatte.

Die Hypnose hat mir während der Geburt sehr geholfen, aber am meisten hat sie mir in der Geburtsvorbereitung geholfen. Ich hatte, bevor ich auf den Podcast gestoßen bin, schon etwas Angst vor der Geburt. Durch den Kurs von Kristin hatte ich endlich eine Aufgabe. Er gab mir das Gefühl, tatsächlich etwas tun zu können und nicht völlig hilflos auf das Ereignis zu zu schlittern. Als die Geburt dann begann, war ich tatsächlich völlig entspannt (was für mich bei solch großen Ereignissen sehr ungewöhnlich ist). Ich wusste, was zu tun war, und konnte ruhig an die Sache herangehen, ohne völlig zu durchzudrehen (was ich sonst vor großen Ereignissen wie z.B. Prüfungen immer getan habe).

Ich hoffe, ich kann mit meinem Bericht einigen Frauen ein bisschen die Angst vor der Geburt nehmen. Es ist ein wundervolles Ereignis und das Baby im Arm ist der schönste Lohn, den man sich nur vorstellen kann.

Michelle S.

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