Geburtsbericht von

Patrícia L.

ET-10, 1. Kind, Hausgeburt

Deine Geburtsreise

Auf deine Geburt habe ich mich auf Empfehlung meiner tollen Hebamme (S.) hauptsächlich mit Hilfe von “Die friedliche Geburt” vorbereitet. Ich habe den ganzen Kurs online angeschaut und einige Podcastfolgen gehört. Ich habe schon früh – vor der 20. SSW – angefangen, die Hypnosen zu hören, aber habe in keiner einzigen Woche geschafft, es täglich zu tun. Mir war wichtig, mich nicht zu stressen, und sie nur anzuhören, wenn es sich gut anfühlt. Das Buch “Mindful Birthing” von Nancy Bardacke hat mich ebenfalls während der Schwangerschaft begleitet und manche “lives” auf Instagram von zwei brasilianischen Doulas. Gegen Ende der Schwangerschaft fühlte ich mich insgesamt gut vorbereitet und freute mich, dass ich dich bald kennenlernen würde.

Mir waren bis zur Schwangerschaft fast nur schlimme Geburtserfahrungen bekannt. Ich war außerdem davon geprägt, dass Kaiserschnitt der “normale Weg” ist. Mein Herkunftsland Brasilien führt weltweit bei Kaiserschnitten. Meine positive Einstellung einer natürlichen Geburt gegenüber und auch überhaupt den Gedanken, dich zuhause zu gebären, habe ich Kristin Graf zu verdanken. Ich hatte eine unkomplizierte Schwangerschaft mit wenig Beschwerden.

Was mich am Ende der Schwangerschaft belastet hat, war meine Pollenallergie. Ich hatte am Mittwoch vor deiner Ankunft eine so krasse allergische Reaktion, dass ich mich entschieden hatte, ab Donnerstag nicht mehr aus dem Haus zu gehen. Ich dachte, wenn mein Körper so unter Stress ist, wird er keine Geburt meistern können. An dem Wochenende habe ich dann das letzte Mal gearbeitet und alles für deine Ankunft war erledigt. Der Geburtspool war im Wohnzimmer aufgebaut, es gab bereits eine Liste mit Notizen, was Papa zu tun hat, wenn die Geburt losgeht – aber ganz perfekt hatten wir uns noch nicht abgesprochen.

Ich habe dir noch am Sonntagnachmittag gesagt: “Wenn du magst, kannst du ab jetzt kommen.” Am Abend haben Papa und ich “My girl” auf Netflix angeschaut und waren von dem Film sehr gerührt. Es war bereits nach Mitternacht und wir haben uns bettfertig gemacht. Papa war gerade beim Zähneputzen und ich hatte gerade meinen Platz zum Schlafen zurechtgemacht, plötzlich hörte ich “PLOP”. Ich stand relativ schnell auf und das Fruchtwasser lief mir die Beine herunter. Ich sagte dann laut:“Mackó, the water broke. No matter what, she is coming in the next 24 hours”. Wir waren beide glücklich, aufgeregt und etwas überrascht, denn du machtest dich 10 Tage vor dem ET auf den Weg. Meine Einschätzung war, dass du am 15. Juni kommst, weil da dein Papa Geburtstag hat, oder ganz pünktlich am ET (24.6).

Du kamst am 14. Juni, also lag ich gar nicht so falsch.

In dem Moment hatte ich noch keine Wehen. Wir sind die Checkliste unserer Hebamme durchgegangen, was wir alles überprüfen müssen, wenn die Fruchtblase platzt. Uhrzeit notieren: 00:30. Wasserfarbe? Durchsichtig, ganz klar. Also: in Ordnung. Meine Temperatur? 35,2°C: auch in Ordnung. Kindsbewegung? Ja, ganz deutlich zu spüren. Okay, dann gehen wir mal jetzt die Liste gemeinsam durch, machen noch ein letztes “Bauchfoto” und versuchen uns auszuruhen (so der Plan – dazu kamen wir aber nicht mehr).

Die Hebamme sollten wir, wenn die Fruchtblase abends platzt, erst anrufen, wenn ich 1-2 Stunden lang regelmäßig Wehen habe, die jeweils eine Minute lang sind.

Noch ohne zu glauben, dass das gerade wirklich passiert, fingen wir an uns abzusprechen und die ersten Wehen kamen. Sie kamen so intensiv und ich wurde davon überrumpelt. Ich dachte kurz, wenn das 2 Meter hohe Wellen sind, will ich gar nicht wissen, wie die 10 Meter werden. Im Nachhinein kann ich sagen: Ich hatte wenn überhaupt 2 (max. 3) verschiedene Intensitäten von Wellen.

Ziemlich schnell spürte ich das Bedürfnis, weniger sprechen zu wollen (wenn möglich gar nicht), ins warme Wasser zu gehen und die Hypnose zu hören.

Papa füllte die Wanne im Bad mit warmem Wasser, ich zog mich dorthin zurück mit meinem Kopfhörer und hörte “Hypnose während der Geburt”. Wie bei den Übungen gelang mir die Atmung während der Wellen leider eher wenig, so dass ich ziemlich schnell ins Tönen wechselte und mich also mehr auf die Ausatmung konzentrierte. In der Theorie dachte ich, eine Wehe fängt eher sanft an und die Intensität wächst, erreicht einen Höhepunkt und dann wird es wieder weniger. Es störte mich etwas, dass ich es gar nicht so empfunden habe, es fühlte die gesamte Zeit gleich intensiv an.

Ich probierte zu spüren, was ich genau empfinde, wenn eine Wehe kommt. Die ganze Zeit über war es ein sehr intensives Körpergefühl, die berühmte Urgewalt, ein starker(!) Druck nach unten. Es war definitiv nicht schmerzfrei, es war sehr intensiv und überwältigend. Ich war anfangs ein wenig in der Gebärmutter oder am Kraftort während der Pausen, so wie ich es aus den Hypnosen kannte. Die Wehen haben mich aber immer wieder überrollt, so dass es mir danach nicht immer so gut gelang, in den Pausen zu entspannen.

Papa kam zwischendurch zu mir, gab mir regelmäßig was zu trinken. Er blieb öfter an meine Seite. Ich hatte auch fast immer Durst, ich denke, weil ich tönen musste und mir warm war. Ich wollte dann nach einer Zeit lang in den Geburtspool, weil dort mehr Platz war, und hab deinen Papa gebeten, ihn zu füllen. Dort hatte ich dann das Bedürfnis, aus dem Pool raus zu gehen und mich aufs Klo zu setzen oder zu gehen. Dies tat ich auch. Es kam nur Pipi.

Ich habe kein einziges Mal auf die Uhr geschaut, vom Gefühl her aber wusste ich, dass ich sicherlich bereits über 1-2 Stunden regelmäßig lange Wehen hatte, also bat ich Papa, die Hebamme anzurufen.

Da war ja was! Es gab etwas mit der Hebamme und ihrer Rufbereitschaft. Von Freitag bis Sonntag waren es die Tage während des gesamten Rufbereitschaftszeitraums, wo S. nicht konnte. Das bedeutete in dem Fall, ich sollte die zweite Hebamme (M.) kontaktieren. Es war gerade die Nacht von Sonntag auf Montag, also sagte ich Papa, er soll S. anrufen. Er tat dies über mein Handy, meine Hypnose schaltete kurz ab und ich schrie: “Nicht von meinem Handy aus!” Er hat dann aufgelegt und von seinem angerufen. Er hat ein paar Mal mit Abstand dazwischen probiert und niemand erreicht. Also sagte ich ihm, er soll dann M. anrufen.

M. war die 2. Hebamme. Ich hatte sie Tage davor kennengelernt. Es war mir wichtig sie zu kennen, denn ich dachte, wenn du kommst und S. nicht kann, will ich M. schon mal gesehen haben. Dieses Treffen hatte auch stattgefunden. Ich war bei ihr in der Praxis zum Kennenlernen, sie kommt wie ich auch aus Brasilien, ich fühlte mich bei ihr auch wohl. 
Als Papa sie erreicht hat, wollte sie mit mir sprechen. Sie hörte mich eine Zeit lang, wie meine Stimme klingt, wie lange die Wehen sind. Dann sagte sie etwas wie “Möchtest du, dass ich komme?” oder so ähnlich und ich bejahte. Sie sagte mir, sie macht sich dann auf den Weg. Es tat gut zu wissen, dass sie unterwegs ist. 
Die Wellen wurden intensiver, ich war zwar mit der Hypnose im Ohr, aber oft noch in Gedanken. Meine einzige Angst war, du würdest kommen und ich hätte dabei keine medizinische Begleitung. Es gelang mir nicht, mich ganz gehen zu lassen. Alles anzunehmen, was gerade geschieht. Die Wellen zu bejahen. 
Ich war dann zwischendurch lieber ohne Kopfhörer und Hypnose. Während der Wellen tönte ich, war damit beschäftigt, “meinen Body zu scannen” und dieses Empfinden zu bewältigen. Ich war voll dabei, habe auf meinen Körper gehört, war aber in den Pausen leider zu oft in Gedanken.

Als M. um 3.45Uhr morgens kam (später habe ich dies in ihrem Bericht gelesen), fühlte ich mich gleich wohler. Sie hat mich noch eine Zeit lang beobachtet, bevor sie mich das erste Mal untersuchte. Auf dem Rücken zu liegen fand ich sehr unangenehm. Nach der ersten Untersuchung sagte sie mir, sie empfehle mir 3 Sachen: einen Einlauf (mein Darm war voll), Buscopan, um mich besser zwischen den Wehen ausruhen zu können. Sie sagte auch: “Du brauchst Kräfte für später”. Ich bejahte. Es war natürlich alles blöd, aber tatsächlich habe ich mich mit leerem Darm viel besser gefühlt. Ich dachte dann, wie lange wird es wohl noch dauern? Sie sagte mir nicht, wie weit ich geöffnet bin (04:30 MM 2-3cm verstrichen). Ich wusste schon vom Vorgespräch, dass sie es mir nicht sagen wird. Mein Gefühl: “Wahrscheinlich noch nicht sehr weit, denn ich muss noch Kräfte sammeln.” Am Ende war es gut, dass sie mir das Ergebnis nicht sagte.

Wieder im warmen Wasser waren die Wehen besser zu ertragen, und in den Pausen konnte ich entspannen. Sie hat ein Handtuch ins warme Wasser getaucht und dann auf meinen Rücken gelegt, und dies tat mir sehr gut. 
Mir war bis dahin nicht gelungen, die Wellen ganz anzunehmen. Das Tönen war hilfreich, aber noch nicht ganz “frei”. M. hat es gut beobachtet und unterstützte mich. Sie war die ganze Zeit über sehr entspannt, sagte zwischendurch ganz ruhig kurze Sätze, die bei mir so wirkten wie “nimm es an”, “stell dir vor, alles ist weich”, “lasse dich gehen”. Ganz leise im Hintergrund lief – dank deinem Papa – die Hypnose über die Bluetoothbox. Er brachte mir auch oft den Duftanker, das war wundervoll. Ich fühlte mich gut unterstützt und sicher, nun waren aber die Wellen SUPER intensiv und ich gefühlt immer lauter.

Inzwischen war mir egal, was die Nachbarn denken, am Anfang hatte ich deswegen kurz Sorgen. Sie waren aber alle informiert und ich hätte es ohnehin nicht anders gekonnt, also machte ich mir keine Sorgen mehr. Ich weiß noch, dass ich am Ende deiner Geburtsreise selbst Nachbarn im Treppenhaus hörte (wir wohnen im Hochparterre), aber sie haben angeblich nichts von der Geburt mitbekommen. Unvorstellbar für mich!
 Irgendwann hatte ich gemerkt, dass es bereits hell war, es mussten Stunden vergangen sein. So lange fühlte es sich für mich nicht an. Die Herztöne wurden manchmal abgehört und M. sagte immer: “Dem Kind geht es gut.” Das war sehr schön und motivierend zu hören. 
Ein zweites Mal wurde ich vaginal untersucht (6.30 MM 4cm verstrichen). Ich kannte das Ergebnis nicht (zum Glück!). Als ich danach wieder im Pool war, war ich gefühlt kurz danach sehr verzweifelt, ich dachte, ich kann nicht mehr, hab ein wenig geweint und deinem Papa “Plan B” gesagt. Das wäre Krankenhaus und PDA.

M. kam dann langsam, ganz entspannt und ruhig zu mir. Ich sagte: “Ich kann es nicht mehr bewältigen.” Und sie sagte: “Du bewältigst es die ganz Zeit.” Dieser Satz war so hilfreich. Sie saß dann wieder auf ihrem Platz und sagte: „Ja, was glaubst du, wird im Krankenhaus passieren?“ Naja, mir war klar, es kommt überhaupt nicht in Frage, mich anzuziehen, ins Auto zu steigen und ins Krankenhaus zu fahren, auch wenn der Weg mit dem Auto nur fünf Minuten ist. Ich habe dann ab dem Moment gedacht: “Ok, ihr geht es gut, ich bin wohl in der Übergangsphase, das bedeutet, sie wird bald kommen“. Ab dann war ich nicht mehr im Kopf, sondern habe mich gefühlt gehen lassen.”

Dein Papa saß mir gegenüber auf der Couch, ich habe seine Hände gedrückt und gezogen, wenn eine Wehe kam, veratmete sie laut und in den Pausen versuchte ich mich auszuruhen. M. hat es gemerkt, sagte “gut” und in den Pausen “einatmen, ausatmen”. Ich sagte innerlich zu dir: “Du kannst kommen, ich bin bereit!” und schon musste ich intuitiv beim Tönen pressen (um 07:20 laut Bericht).
 
Ich wurde lauter. M. war, glaube ich, überrascht, denn nicht allzu lang davor war ich “nur bei 4 cm”. Sie sagte zu mir so etwas wie: “Nur pressen, wenn es nicht zu vermeiden ist, sonst atmen.” Nach kurzer Zeit fing sie an, Sachen vorzubereiten, und dein Papa sagte zu mir: “Sie kommt bestimmt bald, M. bereitet schon alles vor.”

Ich fühlte einmal unten, aber ohne meine Finger reinzustecken, ich habe natürlich nichts gespürt. Dann kurz danach mit meinem Finger und ich spürte etwas, aber so “klein”. Ich sagte laut: “Ich fühle was, ist es vielleicht ihr Fuß? Hat sie sich gedreht?” und musste natürlich selbst lachen. M. sagte, ich könne gleich aus der Wanne kommen und sie könne mich untersuchen (08:40 laut Bericht MM vollständig eröffnet). Da spürte M. den Kopf und bestätigte mir: “Ja, der Kopf ist da, du darfst pressen.” Wenn die Wehe kam, presste ich und fing an zu spüren, dass der Kopf kommt. Ich war laut, habe keine Schmerzen empfunden, nur Dehnung. Deinen Kopf zu spüren und das Gefühl zu haben, du bist bald da, war so bestärkend. Ich habe diese Phase genossen und ich wusste, bald dürfen wir dich kennenlernen.

Ich presste ein paar Wehen, M. schlug vor, dass ich wieder in die Wanne gehe. Der Weg von der Couch bis zur Wanne war etwas merkwürdig den großenteils von deinem Kopf war bereits um Geburtskanal. Wir probierten es, aber dort gelang mir das Pressen nicht so gut, also ging ich zurück zur Couch, lag auf dem Rücken, M. feuerte an und Papa half mir, mein Bein zu halten. Dein Herz wurde überprüft. Es ging dir gut. Aber irgendwann sagte M., du musst bei der nächsten Wehe kommen, was nicht geschah. Ich war entspannt, ich wusste, es wird alles gut und dass ich alles gegeben habe, was möglich war. M. sagte dann: “Es ist nicht so leicht, euch zu trennen”. Ich fand diesen Satz auch irgendwie schön. Ich wusste schon, dass du viele Haare hast. M. und dein Papa hatten schon ein Teil von deinem Kopf gesehen und ich war ganz neugierig auf dich. Ich denke, es hat noch 3 Wehen gebraucht, bis dein Kopf raus war, und gleich kam der Körper und du hast laut geschrien und ich habe dich zu mir genommen. Dein Papa war neben uns. Wir haben mit dir gesprochen und du hast uns mit großen Augen angeschaut. Du hattest für die nächsten Stunden deine Augen offen, dich schnell beruhigt und warst dann ganz entspannt. Du hast ein wenig getrunken.

M. schreibt im ihren Bericht: “Spontanpartus, eine lebensfrische, reife, weibliche Neugeborene.”

Wir haben auf die Plazenta gewartet, sie kam ca. dreizehn Minuten später. Dazu hatte ich von M. gehört, ich kann husten, und tatsächlich war das Impuls genug, dass die Plazenta kommt. Sie war vollständig.
 
Ich wurde irgendwann genäht. Ich hatte an zwei Stellen Verletzungen an den Schamlippen. Die U1 wurde gemacht, wir waren alle noch auf der Couch. Dort haben wir dann deinen Namen ausgesucht und dich V. genannt. 
Du hast dann im Bett mit Papa Bonding gemacht und M. hat mich währenddessen beim Duschen begleitet. Danach haben wir zu dritt im Bett gekuschelt. Es war so unglaublich schön, zuhause zu sein. Inzwischen war es bereits hell und wir voller Glück und konnten gar nicht schlafen. Wir haben dich die ganze Zeit bewundert und haben angefangen, die Verwandte und Freunde über unser Glück zu benachrichtigen.

Deine Geburt war nicht schmerzfrei. Sie war sehr intensiv, überwältigend und die letzte Phase wunderschön. Dich auf meiner Brust zu empfangen, dein Weinen zu hören… und dann der Moment als unsere Blicke sich getroffen haben. So rührend.
 Diese Grenzerfahrung werde ich nie vergessen und ich habe deine Geburt positiv in Erinnerung. Ich habe mich während der Eröffnungsphase lange Zeit wenig mit dir verbunden, dieses Körpergefühl war so stark; aber wenn immer es mir gelungen ist, ganz nah bei dir zu sein, hast du so schön mitgemacht und mich unterstützt. Am Ende haben wir es geschafft, du hast mir vertraut und ich dir!

Meine Schwangerschaft war aufgrund von Beschäftigungsverbot ab der 6. SSW und durch den Kurs „Die friedliche Geburt“ so entspannt. Trotz Corona und allem war ich entspannt und wir haben dich jetzt bei uns: Du bist ein sehr waches, neugieriges und entspanntes Mädchen. Wir freuen uns so sehr, dich bei uns zu haben und deine Eltern zu sein!

Wir lieben dich sehr, unsere kleine V.

 

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